Wenn aus Unvorstellbarem Inspiration entsteht.
Der 50. Jahrestag der Mondlandung
Am 20. Juli 1969 wurde ein Traum Wirklichkeit: Der Mensch landete zum ersten Mal auf dem Mond.
Die Grenzen des Machbaren wurden neu definiert und ein Fußabdruck zum Symbol dieser monumentalen Leistung. Nachdem sich die Menschheit das ehrgeizige Ziel gesetzt hatte, einen Mann zum Mond und sicher zurück zur Erde zu schicken, trugen viele Menschen dazu bei, diesen Traum zu verwirklichen. Tausende Ingenieure und Techniker aller Fachrichtungen und Länder beteiligten sich daran.
ZEISS leistete seinen Beitrag zu diesem ehrgeizigen Vorhaben: Es entwickelte Kameraobjektive speziell für den Weltraum, die es Astronauten ermöglichten, Bilder von diesem monumentalen Ereignis festzuhalten.
Während der Mondlandungen und der einzelnen Weltraummissionen spielte die Fotografie eine zentrale Rolle: Über 100.000 Aufnahmen wurden bei der Vorbereitung der Apollo-Missionen gemacht. Rund 30.000 Bilder wurden während der Apollo-Missionen zwischen 1962 und 1972 aufgenommen. Noch heute stoßen diese Bilder der Mondmissionen bei Menschen aller Generationen auf Resonanz. Zum Teil liegt dies an ihrer herausragenden Qualität.
ZEISS Kameraobjektive — für den Weltraum entwickelt
Nach einer der ersten Missionen, auf der ein Astronaut eine handelsübliche Kamera mitführte, erkannte man die Bedeutung der Fotografie im Weltraum. Dies führte zu einer Kooperation mit ZEISS zur Entwicklung von Kameraobjektiven, die speziell für den Weltraum und seine extremen Bedingungen konzipiert waren.
Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, waren neue Technologien erforderlich, die es mit dem Unbekannten aufnehmen konnten:
- Wie würden Kameras und Objektive auch bei extremen Temperaturschwankungen funktionieren?
- Würde sich die optische Leistung der Objektive bei völliger Schwerelosigkeit verändern?
- Welche mechanischen Anpassungen waren für den Einsatz im Weltraum erforderlich?
Im Jahr 1962 war der Anblick der Erde von oben eine noch ungewohnte Perspektive.
Die ersten Versuche, Bilder von der Erde aus dem Weltall aufzunehmen, lieferten nur mäßige Ergebnisse. Nachdem es so gut wie keine Erfahrung mit der Fotografie im Weltraum gab, brachte jede Mission beim Wettlauf zum Mond neue Erkenntnisse, aber auch Herausforderungen mit sich. Bei der Raumfahrtmission Mercury-Atlas 8 stand die Weltraumfotografie noch am Anfang.
Dort wurde zur besseren Beobachtung und Dokumentation der Erde erstmals eine leicht modifizierte Hasselblad 500C Kamera mit einem ZEISS Planar 2.8/80 Objektiv in den Erdorbit mitgenommen.
Während der zweiten Gemini-Mission wurde das erste Bild eines Raumschiffs im Orbit aufgenommen.
Eine ZEISS Ikon Contarex Spezialkamera wurde an der Gasdruck-Rückstoßpistole befestigt, die dem Astronauten das Manövrieren in der Schwerelosigkeit ermöglichte.
Die mitgebrachten Aufnahmen des Weltraumspaziergangs und ihre mediale Wirkung verdeutlichten, welche wichtige Rolle die Fotografie bei der Raumfahrt spielte. Denn gute Bilder können der Wissenschaft wichtige Hinweise über die Erde, ihre Landmassen, Wettermuster und Klimasysteme liefern, dienten aber auch der Missionsanalyse. Von diesem Zeitpunkt an wurde das Fototraining der Astronauten in den Missionsvorbereitungen verstärkt.
Mithilfe von Fotografien auf Fehlersuche
Der Weg zum Mond war nicht nur durch Erfolge geprägt. So misslang beispielsweise während der Mission Gemini 9 ein Andockmanöver, als sich die Crew dem ATDA (Augmented Target Docking Adapter) näherte. Der Anblick hinterließ den Eindruck, ins Maul eines Alligators zu blicken: Die Verkleidung des Nasenkonus hatte sich nämlich nur teilweise gelöst. Fotos des Manövers verdeutlichten später das technische Problem.
Die Bilder konnten die Weltraumpanne so detailreich zeigen, dass der Fehler am Mechanismus der Verkleidung leicht identifiziert werden konnte.
Seit der Gemini 4 Mission waren die ZEISS Kameras und Objektive als Standardausrüstung der Astronauten mit an Bord.
Sie trugen zur Dokumentation der Weltraummissionen bei und dienten als Grundlage für deren Auswertung.
Nur bei der Gemini 10 Mission ging ein Teil verloren: Bei einem Weltraumspaziergang – offiziell als "Außenbordaktivität" (EVA) bezeichnet – entglitt dem Astronauten die Hasselblad SWC Kamera, als er beim versuchten Rendezvous mit dem im Orbit befindlichen unbemannten Agena-Modul ins Trudeln kam. Die verlorene Kamera kreiste darauf als „ungeplanter Satellit“ im Orbit um die Erde.
Am 21. Dezember 1968 verließ die Apollo 8 Crew als erste Expedition der Menschheit die Erdumlaufbahn auf dem Weg zum Mond.
Die Crew hatte den Auftrag, den Mond zu umrunden, Bilder der Mondlandschaft aufzunehmen und geeignete Landeplätze für spätere Mondlandungen auszukundschaften. Über die spezifische Oberflächenbeschaffenheit des Mondes war bisher nur spekuliert worden.
Während der vierten Mondumrundung am 24. Dezember geschah etwas, das nicht auf dem Flugplan stand: Als das Raumschiff von der erdabgewandten Seite des Mondes auftauchte, sahen die Astronauten als erste Menschen überhaupt, wie die Erde über der Mondoberfläche aufstieg. Schnell fingen sie diese beeindruckende Szene ein und nahmen die erste Farbfotografie der aufgehenden Erde über dem Mond auf. Der Anblick des kleinen blauen Planeten, der im dunklen Weltall schwebt, führte der Menschheit eindrucksvoll vor Augen, wie zerbrechlich und wertvoll unsere Heimat Erde ist.
Am 20. Juli 1969 wurde ein Menschheitstraum Wirklichkeit und ein Fußabdruck zum Symbol: Zum ersten Mal betrat an diesem Tag ein Mensch den Mond.
Die Grenzen des Machbaren mussten daraufhin neu definiert werden. Mehr als 500 Millionen Menschen auf der ganzen Welt waren Augenzeugen dieses ersten Schritts und beeindruckt von den Bildern, die von der Mondoberfläche zurück zur Erde gebracht wurden.
Ein speziell für die Mondlandung konzipiertes Objektiv
Für die Mondlandung hatte ZEISS das Weitwinkel-Objektiv Biogon 5.6/60 konstruiert. Die Bilder von der Mondoberfläche sollten mit exzellentem Kontrast und größter Schärfe aufgenommen werden. Und zwar bis zum Bildrand. Die Hasselblad Data Camera war mit einem Réseaugitter ausgestattet, mit dessen Hilfe markante Messkreuze in das Bild einbelichtet wurden. Diese präzisen Messpunkte ermöglichten es, die Größenrelationen der Objekte auf dem Mond zu analysieren.
Die Entwickler hinter den Weltraum-Objektiven
ZEISS führte umfassende Forschungsarbeiten durch und entwickelte insgesamt acht verschiedene Objektivmodelle, die beim gesamten Apollo-Programm eingesetzt wurden. Für die Herausforderungen beim Einsatz von Kameraobjektiven im Weltraum entwickelt ZEISS die folgenden Lösungen:
- Bei allen Objektiven wurden sämtliche Hohlräume geöffnet.
- Die Blenden und die Fokusringe wurden modifiziert, damit sich diese auch mit den dicken Handschuhen der Weltraumanzüge bedienen ließen.
- Die Objektive wurden nicht vollständig beschichtet, um ein Ausgasen zu verhindern.
- Die Schmierstoffe in den beweglichen Teilen wurden soweit möglich durch Trockenschmierstoffe ersetzt, um Verschmutzung zu vermeiden
- Durch eine schwarze Lackierung wurden Reflexionen bei Aufnahmen aus dem Raumschiff heraus vermieden
Wer steckt hinter der Entwicklung der bedeutenden ZEISS Objektive für die Raumfahrt? Vor allem Dr. Erhard Glatzel und seinen Mitarbeitern, Johannes Berger und Günther Lange, sind viele der herausragenden Entwicklungen zu verdanken. In den 60er Jahren war er der leitendende Mathematiker der Fotoobjektiv-Abteilung bei ZEISS in Oberkochen. Die von ihm konstruierten Objektive waren weltberühmt, unter anderem das ZEISS Hologon und ZEISS Planar 0.7/50. Dieses ZEISS Planar 0.7/50 wurde 1966 für den Einsatz in sehr dunklen Lichtverhältnissen entwickelt. Das Objektiv ist so lichtstark, dass es 1973 bei der Filmproduktion zu "Barry Lyndon" eingesetzt wurde, um Szenen im Kerzenlicht einzufangen. Damit konnte das erste Mal in der Geschichte ein ganzer Film ohne den Einsatz von künstlichem Licht gedreht werden.
Für seine Leistungen der Weltraum-Objektive für die Mondmissionen wurde Dr. Erhard Glatzel mit dem “Apollo Achievement Award“ ausgezeichnet. Mehr als 100 Objektiv-Designs wurden insgesamt unter seiner Führung bei ZEISS entwickelt.
Beinahe ging ein Jahrhundertzeugnis verloren.
Die Aufnahmen der Apollo 11 Mission wurden sofort nach der Rückkehr auf der Erde nach Houston gebracht.
Bevor die Fotos vom Mond jedoch entwickelt wurden, prüfte man das Equipment noch ein letztes Mal mithilfe eines Test-Films. Dabei verlor der Filmprozessor plötzlich Tropfen von Ethylenoxid, was den Film zerstörte. Glück im Unglück: Dank des letzten Tests konnte das Entwicklerteam den Fehler eilig beheben und die Bilder der ersten Mondlandung erfolgreich entwickeln. Die Aufnahmen der Mondmissionen gingen um die Welt und schrieben Geschichte.
Bei der Apollo 16 Mission wurde eines der Experimente aus vergangenen Missionen fortgeführt: Die Ultraviolettfotografie (UV) von Erde und Mond.
Ziel war es, Erde und Mond bei ultravioletten Wellenlängen aufzunehmen und diese mit Farbfotografien zu vergleichen. Dafür nutzen die Astronauten das spezielle ZEISS UV Sonnar 4.3/105 Objektiv. Vier Filter wurden verwendet, um das UV-Licht in unterschiedliche Wellenlängen aufzuteilen. Je nach gefilterter Wellenlänge waren Erde und Mond in unterschiedlichen Detail- und Kontraststufen sichtbar. So konnten die volle Ausdehnung der Atmosphäre und der Einfluss der ultravioletten Sonnenstrahlung auf die Erde sichtbar gemacht werden.
Gespräch mit dem Astronauten und Moonwalker Charlie Duke
Insgesamt 12 Kameras wurden auf dem Mond eingesetzt und von den Crews in den Landemodulen zurückgelassen, um bei der Rückkehr zur Erde Gewicht zu sparen.
Die Astronauten der Apollo 17, der bisher letzten bemannten Mission zum Mond, machten spektakuläre Panorama-Aufnahmen der unwirklichen Mondlandschaft. Während dieser Mission wurde die letzte der 12 Kameras auf dem staubigen Boden zurückgelassen, wobei das Objektiv auf den Zenit gerichtet war. Der Grund dafür? Sollte ein Astronaut in der Zukunft zum Landeplatz dieser Apollo Mission zurückkehren, könnte anhand des Objektivs analysiert werden, wie stark sich die kosmische Sonnenstrahlung auf das Glas ausgewirkt hat.