Digitalisierung ist im Alltag allgegenwärtig. Zum Beispiel unter der Dusche. Unter der Dusche? Mit digitaler Technologie ermöglicht es ZEISS der Firma Hansgrohe, die strengen Qualitätsanforderungen an die Produkte zu erfüllen; unter anderem an Duschköpfe. Für die Kunden folgt daraus ein besseres Duscherlebnis – und gleichzeitig hilft die Vermeidung von Wasserverschwendung auch der Umwelt.
Morgens unter der Dusche gehen einigen Menschen viele Gedanken durch den Kopf: Der Traum der vergangenen Nacht, die Besorgungen für das anstehende Wochenende, die Aufgaben für den Tag. Manch einem kommt unterm Wasser sogar eine zündende Idee. Der Kognitionsforscher Scott Barry Kaufman will etwa herausgefunden haben, dass 72 Prozent der Menschen ihre kreativsten Einfälle in der Nasszelle entwickelt haben (Kaufman „Wired to create: Unraveling the Mysteries of the Creative Mind“ 2016).
Für die meisten Menschen ist Duschen etwas ganz Gewöhnliches. Sie tun es zwei bis dreimal pro Woche und nehmen sich dafür sechs bis zehn Minuten Zeit – meistens am Abend. In der Regel wird mit der Handbrause geduscht und das Wasser während des Einschäumens abgedreht. All das hat die Firma Hansgrohe, ein Weltmarktführer unter den Herstellern von Badzubehör, mit dem sogenannten Duschatlas herausgefunden. Aber Duschen ist nicht nur eine Hygienemaßnahme, sondern auch Ausgleich: Dusche an – und den Kopf freikriegen. Über Digitalisierung dürfte dabei kaum jemand nachdenken.
Duschen und Digitalisierung
Duschen und Digitalisierung, was hat das schon miteinander zu tun? „In Wahrheit eine ganze Menge“, sagt Philipp Alender von Hansgrohe und lacht. „Digitalisierung bedeutet, nicht stehen zu bleiben, sondern mit dem Trend und der Moderne mitzugehen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Außerdem macht sie unseren allgemeinen Arbeitsprozess schneller“, sagt er. Das passt gut, denn Alender leitet die Messtechnik bei Hansgrohe am Standort Offenburg. Für ihn ist Duschen längst nichts Gewöhnliches. Vielmehr eine Berufung.
„Duschen soll als Erlebnis und als Abschalten vom Alltag verstanden werden“, sagt Alender: „Man soll sich erfrischt und ausgeglichen fühlen.“ Digitale Technologie begreift er dabei als Chance, dieses Erlebnis immer weiter zu verbessern. „Durch die nachhaltige Technik wird beispielsweise auch immer weniger Wasser verbraucht. So wirkt sich eine sich stets weiterentwickelnde Technik auch positiv auf das Produkt aus.“
Die Firma Hansgrohe ist ein Pionier der Badezimmertechnik. Die erste Handbrause mit verstellbaren Strahlarten wurde hier erfunden. Innovationen wie diese haben das Unternehmen global bekannt gemacht. Überall auf der Welt ist die Technik der Schwarzwälder verbaut. Wer sich so einen großen Namen gemacht hat, hat einen besonderen Ruf zu verteidigen. Entsprechend viel Wert legen die Badezimmer-Pioniere deshalb auf die Qualität ihrer Produkte. „Es macht einen großen Unterschied, ob man ein Hansgrohe- oder eben ein sehr günstiges Produkt in der Hand hält“, sagt Alender.
Duschen hat in Wahrheit eine ganze Menge mit Digitalisierung zu tun: sie bedeutet, nicht stehen zu bleiben, sondern mit dem Trend und der Moderne mitzugehen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Qualitätssicherung durch Digitalisierung –
das A und O bei Hansgrohe
Das A und O bei Hansgrohe ist also die Qualitätssicherung der Produkte. „Qualität bedeutet für uns, über dem Durchschnitt der Welt zu liegen“, so formuliert es Alender. Das ist nicht nur ambitioniert, sondern birgt auch noch eine besondere Herausforderung: „Die hohen Qualitätsstandards zu erreichen, die wir uns selber gesetzt haben und unsere Normen immer wieder zu erfüllen“, sagt der Offenburger Messtechnik-Leiter.
Dieser Ambition folgt auch seine Kollegin Claudia Belezni. Sie ist ein echtes Hansgrohe-Eigengewächs, hat in dem Unternehmen gelernt und arbeitet heute im Headquarter in Schiltach als Messtechnikerin im Bereich des Qualitätsmanagements. Tagtäglich hat sie mit den unterschiedlichsten Softwarelösungen zu tun, welche bei der Erstbemusterung zum Einsatz kommen. Selbst in ihrer Freizeit lässt sie der Blick für die Produkte nicht los: „Überall, wo ich hingehe, schaue ich automatisch: Ist das von Hansgrohe?“, sagt sie, „dann gucke ich: Steht da der Name drauf? Funktioniert alles?“ Entsprechend groß sei schließlich die Freude: „Weil es zeigt, dass sich der Kunde für uns entschieden hat“, sagt Belezni. Dafür, dass alles funktioniert, ist sie im Qualitätsmanagement entscheidend mitverantwortlich – sie und die Messtechnologien an allen Hansgrohe Standorten.
Ein digitaler Zwilling als Blaupause
Eben diese Messtechnologien sind dabei eine Schlüsseltechnologie – und ZEISS ein wichtiger Partner in diesem Bereich. Als Ermöglicher der Digitalisierung gibt ZEISS den Expertinnen und Experten bei Hansgrohe wichtige Tools an die Hand, um die Qualität ihrer Produkte zu sichern – zum Beispiel bei den Duschköpfen. Ganz konkret geht es hier um zwei Komponenten: optische Messtechnik und eine Applikationssoftware. „Ein Scanner erfasst das Bauteil mithilfe von Sensorik und liefert die Daten an die Software“, erklärt Niklas Kläve, Manager Software Development bei ZEISS: „Die Software erstellt anhand dieser Daten schließlich einen digitalen Zwilling des Bauteils, also ein exaktes, digitales Ebenbild von außen. Und mithilfe unserer Computertomografen können wir dasselbe auch von innen machen.“
Dieser digitale Zwilling hat gleich mehrere Vorteile: Zum einen kann das Bauteil innerhalb der Software am Computer genauestens untersucht werden. Ohne, dass das Bauteil dafür aufgeschnitten und damit beschädigt werden muss. „Zum anderen kann dieser digitale Zwilling natürlich auch als Vorlage für alle anderen Produkte dieser Art dienen“, erklärt Kläve. Will heißen: Von diesem digitalen Zwilling können Rückschlüsse auf eine Sollkonstruktion geschlossen werden, was einer Art „Musterteil“ entspricht. Jedes produzierte Teil kann so zeitsparend mit diesem Musterteil verglichen werden. „Stimmen die Daten überein, so ist klar, dass auch dieses Bauteil den hohen Qualitätsansprüchen gerecht wird“, sagt Kläve.
Dusche genießen, Wasser sparen
Eine präzise Sicherung der Qualität hat für Hansgrohe aber nicht nur Reputationsgründe. „Wir bevorzugen die optische Messtechnik während der produktionsbegleitenden Messung, weil es einfach sehr viel schneller ist und man kurzfristig auf Veränderungen am Bauteil reagieren kann“, sagt Philipp Alender. Das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass fehlerhafte Bauteile direkt repariert werden können, beziehungsweise gar nicht erst verbaut werden. Das führt wiederum zu weniger Ausschuss und spart Kosten ein. „Die CT-Messtechnik ermöglicht uns zudem die umfassende Prüfung von verbauten Einzelteilen, die wir sonst gar nicht zerstörungsfrei bewerten können“, ergänzt Belezni.
Und natürlich profitiert am Ende des Tages auch der Kunde von der hohen Qualität der Produkte. Etwa in Form eines angenehmen Duscherlebnisses. Schließlich ist durch die Messtechnik innerhalb der Qualitätskontrolle sichergestellt, dass das Wasser nur aus den Öffnungen der Duschbrause austritt, die dafür vorgesehen sind. Denn nur dann ist das Strahlbild am Ende auch so, wie es sein soll. Gleichzeitig wird nicht unnötig Wasser verschwendet, was schließlich auch noch einen positiven Einfluss auf die Umwelt hat.
„Wir sind erst zufrieden mit unserer Arbeit, wenn ein Bauteil vermessen und montiert ist und dafür Sorge trägt, dass die Duschbrause funktioniert“, sagt Alender: Digitalisierung ist ihm dabei eine wichtige Hilfe. „Was dadurch noch alles möglich wird, ist sehr schwer zu prognostizieren – sowohl im Alltag als auch in der Messtechnik“, sagt er. So hätte beispielsweise niemand geahnt, dass man irgendwann mal bargeldlos bezahlen oder sein Duschsystem per App steuern kann. „Somit wird die Entwicklung – messtechnisch, als auch im Alltag – immer vorangetrieben, wodurch neue Technologien erreicht und das berufliche wie auch alltägliche Leben mehr und mehr digitalisiert werden“, sagt Alender.
Das Wichtigste wird aber immer bleiben, so der Messtechnik-Leiter, „dass der Kunde mit dem Produkt zufrieden ist.“ Ganz egal, ob er beim Duschen an die Digitalisierung denkt, die ihm das Duscherlebnis ermöglicht – oder eben nicht.