Wie haben sich unser Bild vom Gehirn und die technologischen Verfahren in der Hirnforschung über die Jahre gewandelt?
Wer davon ausgeht, dass wir die Funktionsweise des Gehirns voll und ganz verstanden haben, der ist grob vereinfachend unterwegs.
Es gab eine Zeit, da gingen wir davon aus, dass wir 80 % unseres Gehirns in Wirklichkeit nicht brauchen. Dass man sogar die Frontallappen entfernen kann, und dass dann immer noch ein Mensch vor einem sitzt, der gut ohne sie zurechtkommt. Doch bei genauerem Hinsehen stellen wir fest, dass alle Bereiche im Hirn wichtige Funktionen übernehmen. Sehr unauffällig, aber raffiniert. Die Wertschätzung von Musik. Die Fähigkeit zum Träumen. Die Ursache von Depressionen usw. All diese verschiedenen Bereiche im Gehirn erkennen wir erst, wenn wir ganz genau hinschauen – und wir sehen noch längst nicht alles.
Führen wir uns etwa vor Augen, dass sich jetzt Elektroden an das Gehirn anlegen lassen. Soll zum Beispiel im Fall einer Lähmung eine Armbewegung ausgeführt werden, kann das entsprechende Signal mithilfe von Elektroden erfasst werden. Der Computer kann den gelähmten Bereich dann über einen elektrischen Impuls so anregen, dass die Bewegung stimuliert wird.
Das können wir tatsächlich schon heute. Aktuell sind das rudimentäre Ansätze, aber wenn man anstelle von nur 16 Elektroden irgendwann eine Milliarde zur Verfügung hat, kann eine derartige Bewegung sicher sehr exakt ausgeführt werden.