Wie muss sich Ihrer Meinung nach das Verhältnis der Menschen generell zum Meer verändern?
Wenn man sie fragt, würden die meisten Menschen sagen, dass sie das Meer lieben. Sie lieben es, am Meer zu sein. Sie lieben die Ozeane. Sie wollen, dass die Wellen geschützt werden. Sie wollen, dass die Pinguine und die Eisbären geschützt werden. Sie sind deshalb oft sehr bestürzt, wenn sie erkennen, dass jeder Einzelne von uns schon heute Auswirkungen auf den Ozean hat, und zwar weltweit. Den CO2-Ausstoß habe ich schon erwähnt. Aber es gibt noch andere, verstecktere Auswirkungen.
Unser täglicher Gebrauch von Einwegplastik hat beispielsweise sehr große Auswirkungen auf die Meere. Der Wind treibt viel Plastik ins Meer und mit dem Niederschlag gelangt auch Nanoplastik in die Ozeane. Je mehr Plastik wir verbrauchen, desto mehr davon landet auch im Meer.
Ein weiterer versteckter Punkt ist die Landwirtschaft. Sie findet zwar auf dem Land statt, aber die auf den Feldern ausgebrachten Nährstoffe, die Dünger, werden über den Regen und die Flüsse ins Meer gespült. Dadurch gibt es in den Meeren ein Überangebot an Nährstoffen, was Auswirkungen auf den Nährstoffkreislauf hat – die sogar noch größer sind als die Störungen des Kohlenstoffkreislaufs. Das beeinflusst die Gesundheit der Meere und Küstenregionen und kann das Wachstum vom giftigen Algen und andere Umweltschäden zur Folge haben.
Und dann ist da natürlich unsere Ernährung. Nur wenige wissen, dass wir mehr Fisch aus Aquakultur als aus freier Wildnis konsumieren. Und das hat Folgen. Wenn sie nicht nachhaltig betrieben werden, können Aquakulturen beispielsweise Mangrovenwälder oder Seegraswiesen zerstören, ebenso wie die Fjorde oder andere Orte, an denen Fische in großer Enge gehalten werden. Antibiotika werden ins Meer gekippt. Wir bekommen anoxische Zonen.
Die Liste der Auswirkungen, die wir in unserem täglichen Leben auf die Meere haben, ist leider ziemlich lang. Und oft haben wir eigentlich gar keine Wahl. Niemand kann mit seinem individuellen Verhalten direkten Einfluss darauf nehmen, dass sich die Dinge verändern. Das Schicksal der Ozeane hängt vielmehr von politischen Entscheidungen ab. Wir brauchen andere Regeln, andere Wege der Nahrungsbeschaffung, eine andere Material- und Energienutzung.