Bauarbeiten trotz Corona im Zeitplan
Marc Weimann ist als Gesamtprojektleiter bei ZEISS für den neuen ZEISS Hightech-Standort Jena verantwortlich.
Hier berichtet er über den aktuellen Stand der Bauarbeiten, insbesondere über die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die baurechtlichen Schritte, die bis Jahresende für den Neubau anstehen.
Was hat sich in den letzten Wochen auf der Baustelle getan?
Die generelle Entwicklung ist positiv. Wir kommen gut voran und sind trotz der Corona-Pandemie weiter im groben Zeitplan. Derzeit befinden wir uns noch immer in der Vorplanungsphase. Der Rückbau der alten Gebäude ist fast abgeschlossen. Momentan beschäftigen wir uns hauptsächlich mit der Altlastensanierung.
Das heißt das Recyclen oder Entsorgen der abgetragenen Baustoffe?
Genau. Hier haben wir relativ viele Schadstoffen geborgen. Diese müssen fachgerecht sortiert, bemessen und dann abgelagert werden. Wir stehen dazu im engen Austausch mit dem Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz, um hier als Unternehmen vorbildlich zu agieren. Außerdem führen wir Gespräche mit den umliegenden Deponien.
In den lokalen Medien konnte man lesen, dass sich die Anwohner über eine starke Staubentwicklung nahe der Baustelle beklagt haben.
Das Ziel von ZEISS ist es, die mit dem Neubau einhergehenden Beeinträchtigungen für die Anwohner auf ein Minimum zu reduzieren. Zur Minderung von Staub wird der Bauschutt befeuchtet und beim Abtransport abgedeckt. Baustraßen im Baufeld und Fahrtrouten im angrenzenden öffentlichen Verkehrsraum werden regelmäßig gereinigt. Jetzt im Hochsommer, bei sehr trockenem Wetter, staubt es natürlich sehr auf der Baustelle, da werden auch die entsprechenden Gegenmaßnahmen hochgefahren.
Sie sind im groben Zeitplan – welche Auswirkungen hatte die Corona-Krise konkret auf das Bauvorhaben?
Das waren eher Verzögerungen in baurechtlicher Hinsicht. Da die Stadt Jena und die Ausschüsse in den vergangenen Monaten nicht mehr tagen konnten, gab es bisher auch keine Entscheidungen hinsichtlich der Genehmigung des Bebauungsplans und wir liegen hier ein paar Wochen zurück.
Was wird in einem Bebauungsplan festgelegt?
Beim sogenannten B-Plan legt die Stadt Jena auf Beschluss ihres Stadtrats als Satzung fest, wie Grundstücke bebaut und in baurechtlicher Sicht genutzt werden dürfen. Die Aufstellung eines B-Plans erfolgt in einem verbindlich geregelten Verfahren, dabei ist auch die Beteiligung der Bürger vorgesehen. Der Bebauungsplan schafft das Baurecht und stellt die verbindliche Bauleitplanung nach dem Baugesetzbuch dar. Auf dieser Grundlage kann ZEISS dann ein Baugesuch einreichen.
Welche Schritte stehen denn jetzt in dem Zusammenhang an?
Wir konnten den Entwurf des Bebauungsplans für die öffentliche Auslegung und förmliche Beteiligung der Behörden bis Anfang Juni bei der Stadt einreichen. Jetzt liegt das Projekt dem Stadtentwicklungsausschuss und bei der nächsten Stadtratssitzung am 15. Juli wird die öffentliche Auslegung beschlossen, die voraussichtlich im August oder September stattfindet. Im Herbst folgt dann die sogenannte Abwägung und letztendlich würde die Stadt im Dezember den Satzungsbeschluss fassen, der dann zeitgleich bekanntgeben wird und in Kraft tritt. Dann erhalten wir das Baurecht.
Der Bebauungsplan wurde von den Medien gerade als „Monster“ bezeichnet.
Das war bestimmt auf den Umfang bezogen. Der Bebauungsplan ist eine sehr umfangreiche Lektüre. Wer noch Lesestoff für den Sommer sucht, kann den Plan auf der Website der Stadt einsehen. In dem B-Plan geht es darum, alle notwendigen Höhen und Kanten des Gebäudes zu definieren – auch diejenigen, die wir jetzt noch gar nicht bauen, weil wir sie noch nicht brauchen, die aber über die Jahre hinweg noch kommen könnten. Und es geht um sehr viele Details angefangen beim Lärmschutz über die Altlastensanierung bis hin zur Infrastruktur mit Parkmöglichkeiten oder der späteren Mitarbeiterversorgung.
Da war auch von einem Fitnessstudio die Rede?
In einem B-Plan werden auch die Themen benannt, die grundsätzlich in einem Gewerbegebiet gebaut werden dürften, wie ein Fitnessstudio und auch ein Einkaufsmarkt. Aus diesem Grund werden sie zwar genannt, sie werden aber nicht im ersten Bauabschnitt umgesetzt. Sollte es aber zukünftig solche Anforderungen an den Arbeitsplatz und Arbeitgeber geben, dann würde der B-Plan die Erlaubnis zum Bau darstellen.
Haben die Sicherheitsmaßnahmen, die ZEISS in der Corona-Pandemie getroffen hat, auch Einfluss auf die Raumkonzepte für den Neubau?
Natürlich werden die Erfahrungen, die wir in den letzten Monaten gemacht haben, in unsere Planungen und Sicherheitskonzepte mit einfließen. An dem neuen Standort sollen die für ZEISS notwendigen Funktionen auf moderne und vernetzte Weise integriert sein. Das Thema Offenheit, Transparenz und Vernetzung sind wichtige Attribute beim Neubau. Wir wollen einen offenen und vernetzten Campus schaffen, ohne ihn einzusäumen. Das sind Herausforderungen, gerade wenn man an Themen wie Unternehmenssicherheit oder Vertraulichkeit denkt.
Was ist mit dem Thema „New Work“?
Wir erarbeiten bei ZEISS derzeit an einer globalen Richtlinie rund um das Thema neue Arbeitswelten. Hier geht es allerdings nicht nur darum, wie Büros in der Zukunft aussehen, sondern auch den kulturellen Wandel in Unternehmen. Und auch Digitalisierung und Vernetzung sind in dem Zusammenhang wichtige Schlagwörter. Wir wollen Silos und lineare Konzepte abbauen. So verändert sich die Arbeitswelt beispielsweise weg von dauerhaften Fachbereichsstrukturen hin zu flexiblen Projektorganisationen mit wechselnden Teilnehmern.
Räume werden also auf die jeweilige Tätigkeit zugeschnitten?
Ja, so kann man Flächen viel effizienter nutzen. Durch die Auflösung dieser Zuordnung entsteht eine hohe Flexibilität, aus der heraus auf organisatorische Veränderungen mit geringem Aufwand reagiert werden kann. Ein flexibles Gebäude, in dem unterschiedliche, aber auch noch unbekannte, künftige Nutzungskonzepte abbildbar sind.
Vielen Dank für das Gespräch.
Aktuelle Informationen zur Investition und zum Bauvorhaben rund um den ZEISS Hightech-Standort finden Sie hier auf der Internetseite www.zeiss.de/jena. Bei Fragen zu dem Projekt können Sie sich an die E-Mail-Adresse standort-jena@zeiss.com oder an die extra dafür eingerichtete Hotline 03641/64 3901 wenden. Die Unterlagen zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan sind online auf der Website der Stadt Jena einsehbar. Das Modell kann im Sommer bei der öffentlichen Auslegung in der Stadt besichtigt werden. Im Anschluss daran wird das Modell im Bürgerinformationsbüro in der Otto-Schott-Straße ausgestellt.