Carl Zeiss wurde am 11. September 1816 in Weimar geboren. Seit 1846 stellte er in Jena Mikroskope her. Gemeinsam mit Ernst Abbe gelang es ihm den Mikroskopbau auf eine wissenschaftliche Grundlage zu stellen. Das war der Grundstein für das heute weltweit agierende Unternehmen ZEISS.
Erfahren Sie mehr über den Firmengründer Carl Zeiss und seinen Lebensweg.
Die Vorfahren von Carl Zeiss lebten in kleinen Landgemeinden rund um Weimar. Sie waren Handwerker, Staatsbedienstete und Pfarrer.
Vorfahren
Soweit sich die Familiengeschichte zurückverfolgen lässt, spielte sie sich hauptsächlich in einigen kleinen Landgemeinden nördlich von Weimar ab. Hauptorte waren Rastenberg und Buttstädt. Die Familie war konfessionell sehr homogen protestantisch, was in diesem Umfeld nicht überrascht.
In der männlichen Linie waren meist Handwerkerfamilien zu finden. Die Vorfahren von Carl Zeiss waren fünf Generationen bis zum Dreißigjährigen Krieg zurück Drechslermeister.
Die Ehefrauen stammten aus einem etwas weiteren Umfeld, aber nicht weiter als Zwickau, Weida und Hof. Auf weiblicher Seite kamen auch immer wieder Töchter von Staatsbediensteten, Pfarrern und natürlich Handwerkern vor.
Die Eltern
Friederike Schmith (1786 - 1856) war die Tochter eines Buttstädter Stadtvogts und Herzoglichen Hofadvokaten. Damit war sie eine vorteilhafte Partie für den Handwerker August Zeiss (1785 - 1849), die ihn mit der Welt der Besitz- und Bildungsbürger verband.
August Zeiss hatte das Handwerk des „Horndrehers“ und später des Kunstdrechslers von seinem Vater geerbt. Trotz seines Interesses an der Wissenschaft hatte er nur eine einfache Schulbildung genossen. Da sowohl August als auch sein älterer Bruder Friedrich dem Drechslerhandwerk treu blieben, übersiedelte August im Jahr der Eheschließung 1808 nach Weimar und erhielt dort mit 23 Jahren das Bürgerrecht. August Zeiss wohnte und arbeitete zunächst am Töpfenmarkt (heute der Herderplatz). Er verlegte sich nun vor allem auf die Herstellung von und den Handel mit Rauch-Zubehör. 1829 wurde er zum „Hofkunstdrechsler“ ernannt. August Zeiss zählte zu den Gründungsmitgliedern des Weimarer Gewerbevereins und wurde in den Jahren 1834/35 dessen erster Vorsitzender.
Die Brüder
Carl Zeiss hatte zwei ältere Brüder: Eduard (1809 - 1877) und Gustav (1811 - 1875). Alle drei besuchten das Weimarer Gymnasium. Die beiden Brüder erwarben das Abitur.
Eduard studierte von 1829 bis 1832 in Jena Philologie und Theologie. 1834 wurde er Rektor der Stadtschule in Buttstädt. 1842 kehrte er als Rektor der Jenaer Bürgerschule wieder an seinen Studienort zurück. Immer wieder wurde er von staatlicher Seite um gutachterliche Stellungsnahmen zu schulischen Einrichtungen gebeten. Eduard stellte Carl 1846 für die Einrichtung der Werkstatt 100 Taler Startkapital zur Verfügung.
Gustav studierte ebenfalls in Jena und promovierte zum Dr. phil. Als Carl 1834 nach Jena wechselte, verbrachten die Brüder einige Monate zu dritt in der Saalestadt. Carl zog im Januar 1835 zu Gustav in die sogenannte „Körnerei“, eine Studentenunterkunft inmitten von Gasthöfen, die sich im Besitz des Tischlermeisters Körner befand. Gustav wurde später Gymnasial-Oberlehrer in Weimar.
Die Schwestern
Kaum etwas ist über die jüngeren Schwestern Pauline (1828 - 1875), Hulda (1821 - 1888) und Emilie (1818 - 1900) bekannt.
Wie es dem patriarchalen Ideal der damaligen Zeit entsprach, werden die drei wohl lediglich eine einfache Schulbildung genossen haben, um sie auf die Rolle als Hausfrauen und Mütter vorzubereiten.
Pauline führte Carl in Jena den Haushalt bis zu dessen Heirat im Jahr 1849. Auch die jüngere Hulda soll dabei geholfen haben. Hulda kümmerte sich dann auch um den Sohn Roderich, nachdem Mutter und Großmutter verstorben waren. Beim Kauf des Hausgrundstücks am Johannisplatz Nr. 9 im Jahr 1858 liehen die Schwestern Emilie und Pauline insgesamt 500 Taler. Die Geschwister griffen sich also immer wieder in kritischen Phasen gegenseitig unter die Arme. Das zeugt von einem großen Familiensinn.
1855 heiratete Zeiss' Schwester Pauline den verwitweten Kirchenrat Carl Gustav Schatter in Neunhofen. Zeiss erster Schwiegervater wurde damit zugleich sein Schwager. Hulda ehelichte 1858 den Weimarer Buchbindermeister Gustav Scheidemantel. Emilie blieb dagegen ledig.
Kindheit und Jugend
1816 bis 1834
Goethe, Schiller, Herder und Wieland, die vier berühmtesten deutschen Dichter ihrer Zeit, dazu der „Musenhof“ um die hoch gebildete Herzogin Anna Amalia – Weimar zu Beginn des 19. Jahrhunderts gilt als Wiege nationaler Kultur. Neuere historische Forschungen zeigen, dass dieses Bild unvollständig ist. Tatsächlich war Weimar viel eher eine Stadt der Handwerker. Sie erbrachten einen Großteil der lokalen Wirtschaftsleistung. Die zahlungskräftigsten Kunden kamen aus der herzoglichen Familie und dem dazugehörigen Hofstaat einschließlich der hohen Beamtenschaft. Luxusgüter waren gefragt und entsprechend groß war die Bandbreite kunstfertiger Gewerke.
In dieses Umfeld wurde Carl Zeiss am 11. September als Sohn von Friederike Zeiss und dem Hofdrechselmeister August Zeiss geboren.
Zeitgenossen in Weimar
Goethe (1749 – 1832)
Der 'Dichterfürst' Johann Wolfgang v. Goethe (1749 – 1832) wird heute als der Haupt-Repräsentant der deutschsprachigen Dichtung sowie Wegbereiter des 'Sturm und Drang' und der 'Klassik' angesehen. Seit 1775 wirkte er in Weimar. Er bekleidete zahlreiche politische und administrative Ämter, etwa ab 1776 als 'Geheimer Legationsrat' und ab 1782 als 'Finanzminister'. Neben seinen administrativen und schriftstellerischen Arbeiten veröffentlichte er auch systematische Naturstudien.
Er war der Schwager Goethes. Er und natürlich auch seine Schwester hatten gemeinsame Vorfahren mit Carl Zeiss. Der Bibliothekar verfasste viel gelesene Trivialliteratur. Der Roman 'Rinaldo Rinaldini, der Räuberhauptmann' und seine Fortsetzungen machten ihn berühmt.
Sie lebte von 1806 bis zu ihrem Tod 1848 in Weimar am Herderplatz 16. Sie gilt heute nicht nur als eine der bedeutendsten tragischen Schauspielerinnen der Weimarer Klassik, sondern sie hatte als Intendantin des Hoftheaters auch einen starken Einfluss auf die Theaterszene Weimars. Sie war zudem die Geliebte des Herzogs Karl August.
Die Großfürstin von Russland und Tochter des russischen Zaren Paul I., wurde 1804 durch ihre Vermählung mit Carl Friedrich Herzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach. Ab 1828 war sie Großherzogin und erlangte vor allem als Förderin der Künste und durch ihr soziales Engagement am Weimarer Hof besondere Bedeutung. Sie verlieh der Stadt neuen Glanz.
Er war Schriftsteller, enger Vertrauter Goethes, Lehrer des Erbprinzen Carl Alexander und Bibliothekar der Großherzogin Maria Pawlowna. Er lebte von 1823 bis zu seinem Tod 1854 in Weimar. Besonders für seine 'Gespräche mit Goethe' ist er heute bekannt. Er wohnte zeitweise in der Marktstraße 9, nahe von Carl Zeiss' Geburtsstätte.
Der weithin bekannte Komponist, Dirigent, Theaterleiter, Musiklehrer und Schriftsteller lebte von 1843 bis 1861 in Weimar. Er wirkte hier als Kapellmeister des Großherzogs.
1808 übersiedelte das junge Ehepaar Friederike und August Zeiss nach Weimar. August Zeiss verlegte sich nun vor allem auf die Herstellung von und den Handel mit Rauch-Zubehör, wie die folgende am 4. März 1809 im Weimarischen Wochenblatt erschienene Anzeige belegt:
„Hierdurch mache ich dem geehrtesten Publicum bekannt, daß ich am Töpfenmarkt in das Haus der Frau von Lincker gehörig gezogen bin. Verfertige alle Sorten ächte Pfeifenröhre, wie alle andere feine Drechslerarbeit. Auch sind bey mir zu haben Meißner Porzellain-Pfeiffenköpfe und dergleichen um billigste Preise.“
Zeiss verstand sein Geschäft allem Anschein nach. Schon im August 1812 hatte er das Geld zusammen, um für 1.540 Taler ein dreistöckiges Bürgerhaus in der Breiten Gasse Nr. 53 (heute Marktstraße 13) zu ersteigern. In diesem Haus wurde Carl Zeiss 1816 geboren.
Geburtshaus Breitengasse
Am 11. September 1816 kam Carl Zeiss als fünftes von 12 Kindern zur Welt. Sechs Geschwister verstarben im frühen Kindesalter. Sein Taufname war Carl Friedrich, nach seinem einzigen Paten, dem Erbprinzen von Sachsen-Weimar-Eisenach.
„Sept. 1816. [232] M[ei]st[e]r Friedrich August Zeiss, Bürger u[nd] Drechslers allhier, u[nd] deßen Eheweibe, Frau Friederica Antonette, geb[o]h[rene] Schmidt, 5tes Kind, ein Söhnlein wurde gebohren Mittwochs, den 11ten Sept. Abends 6 Uhr, u[nd] Donnerstags, als den 19 ejusd[em] von dem [?] getauft auf den Namen Carl Friedrich Der einzige höchste Taufpathe war Se[ine]. Königl[iche]. Hoheit der Erb-Grosherzog von Sachsen Weimar und Eisenach pp Carl August Friedrich. NB. Die Kindfrau, Frau Schulze hat es gehoben.“
Haus am Marktplatz
Bereits 1818 kaufte der Vater das Haus in der Kaufstraße 1 am Weimarer Marktplatz. Das sehr repräsentative Haus befand sich fast unmittelbar neben dem Rathaus. Geboren in der Marktstraße, aufgewachsen in der Kaufstraße am Marktplatz, das musste später zu Verwirrung führen. Eine an der Kaufstraße über Jahrzehnte hinweg angebrachte Tafel setzte dem falschen Haus ein Denkmal als Geburtshaus.
Schloss
Seit 1810 verkehrte August Zeiss regelmäßig im Schloss. Der Erbprinz, wie der Thronfolger hier genannt wurde, ließ sich von ihm in der Drechselkunst unterrichten. Diese Liebhaberei hatten bereits einige Vorfahren von Carl Friedrich (1783 – 1853) betrieben. Auch als er 1828 Großherzog wurde, blieb er dieser Passion treu. Bis zu seinem Tod 1849 brachte dies August Zeiss nicht unerhebliche Einnahmen und im Jahr 1829 den Titel „Hofkunstdrechsler“ ein.
Durch die Privatstunden besaß August Zeiss direkten Zugang zum Prinzen, den er familienpolitisch geschickt nutzte, um seinem Sohn einen einflussreichen Paten zu sichern. In der Weimarer Gesellschaft der damaligen Zeit kam es kaum vor, dass ein Angehöriger der obersten politischen Klasse als Pate für einen einfachen Bürger auftrat. Es findet sich allerdings auch kein Beleg dafür, dass Carl Zeiss im Verlauf seiner späteren Karriere besondere Vorteile aus der Beziehung zur großherzoglichen Familie gezogen hätte.
Bürgerschule
Seit 1825 bestand in Weimar die Bürgerschule. Im November 1822 wurde der Grundstein für das Gebäude gelegt, 1825 wurde es feierlich eröffnet. Das dreiflügelige Bauwerk im klassizistischen Stil bot endlich genügend Raum für die Schüler. Goethe pries das Gebäude in einem Brief an Herzog Carl August vom 20. Juli 1826: „Das Gebäude bewirkt schon selbst Cultur, wenn man es von außen ansieht und hineintritt. Die rohsten Kinder, die solche Treppen auf- und abgehen, durch solche Vorräume durchlaufen, in solchen heiteren Sälen Unterricht empfangen, sind schon auf der Stelle aller düstern Dummheit entrückt und sie können einer heitern Thätigkeit ungehindert entgegen gehen.“
Es ist davon auszugehen, dass Carl Zeiss hier die ersten Schuljahre verbrachte. Seit 1966 befindet sich eine Musikschule in dem Gebäude.
Gymnasium
Über die frühen Jahre im Leben von Carl Zeiss ist wenig bekannt. Sicher ist, dass August Zeiss seinen Söhnen eine umfassende Schulbildung angedeihen ließ. Die Schulakten des Gymnasiums berichten, dass Carl am 13. September 1827 nach vorheriger mündlicher und schriftlicher Prüfung in die „Untertertia“ aufgenommen wurde, was heute etwa einem Einstieg in die achte Jahrgangsstufe entspricht. Zeiss hatte also zuvor bereits anderweitig Unterricht erhalten – entweder bei einem der zahlreichen Privatlehrer oder auf der Weimarer Bürgerschule, die seit 1825 bestand.
Am 29. März 1832 verließ er das Gymnasium mit dem Abschluss der Unterprima (Jahrgangsstufe 12 von 13). Er hatte nun eine Art Fachabitur in der Tasche, das ihm das Studium in technischen Fächern ermöglichte.
Gewerkschule
Zur Frage, warum Carl anders als seine Brüder keine volle Hochschulreife erlangte, verweist die Literatur auf den Gesundheitszustand des Jungen. Augenscheinlich hatte sich Carl Zeiss einen Leistenbruch zugezogen und sollte daher nach Ansicht des Vaters keine dauerhaft sitzende Tätigkeit ausüben. Damit sei ihm eine handwerklich-technische Laufbahn vorbestimmt gewesen. Vielleicht gaben aber eher die Neigung des Sohnes und die familiäre Tradition den Ausschlag, dass wenigstens einer der Söhne Handwerker blieb.
Wie Carl Zeiss später selbst berichtete, hatte er in Weimar nach dem Gymnasium die sogenannte „Gewerkschule“ besucht, die nach einer Initiative Goethes im Oktober 1829 aus der bereits bestehenden Zeichenschule hervorgegangen war. Die Gewerkschule war als Sonntagsschule speziell auf die Anforderungen komplexer Handwerksberufe zugeschnitten, wobei der Unterricht im Technischen Zeichnen („Reißkunst“) einen Schwerpunkt des Lehrplans bildete.
Wohnhaus von Goethe
Johann Wolfgang von Goethe überragte die kleine Residenzstadt. Nach dem Tod Johann Gottfried Herders (1744 - 1803), Friedrich Schillers (1759-1805) und Christoph Martin Wielands (1733 - 1813) war die goldene Zeit der Klassik zwar vorbei. Aber immer noch war Weimar der Ort in Deutschland, wo die Literatur zu Hause war. Mit viel gelesenen Schriftstellern wie Christian Vulpius (1762 - 1827), Paul-Friedrich Richter (1763 - 1825) alias Jean Paul und Johann Peter Eckermann (1792 - 1854) hatte die kleine Stadt immer noch mehr zu bieten als die meisten deutschen Großstädte.
Auf seinen täglichen Wegen zur Schule, zu Freunden oder zum Spiel wird der junge Carl sicher auch einmal dem alten Geheimrat begegnet sein. Aber ob der von ihm Kenntnis nahm, ist eher fraglich.
Ausbildung und Wanderjahre
1834 bis 1845
Carl Zeiss verließ Ostern 1834 seine Heimatstadt und wählte als erste Station seines weiteren Bildungsweges ein naheliegendes Ziel: Jena, gut 20 Kilometer östlich gelegen und Sitz der Landesuniversität.
In Jena bestimmte die Universität über Wohl und Wehe der Stadt. Die cives academici – Studierende, Professoren und andere Universitätsangehörige, die allesamt einer eigenen Gerichtsbarkeit unterstanden – machten zwar weniger als ein Fünftel der städtischen Bevölkerung aus, aber ihre Wirtschaftskraft ging weit darüber hinaus.
Während in Weimar die Herstellung von Luxusgütern florierte, besaß Jena eine größere Bandbreite an technischen Gewerken wie Kupferschmieden, Uhrmacher- und Mechanikerwerkstätten, die zum Teil von Aufträgen mit wissenschaftlichem Bezug lebten.
Ansonsten bot die Stadt gegen Ende des 18. Jahrhunderts ein trübes Bild. Nach einer kurzen Blüte um 1800, die mit Namen wie Friedrich Schiller, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Friedrich Schelling, Johann Gottlieb Fichte oder Friedrich Schlegel verbunden ist, befand sich die Universität im Niedergang. Erst allmählich stieg die Zahl der Studenten wieder.
Wegmarken seiner Ausbildung
Jena
Carl Zeiss kam im Frühjahr 1834 nach Jena, um eine Lehre bei dem Hofmechaniker Friedrich Körner (1778 - 1848) zu beginnen. Zugleich war er vom Sommersemester 1835 bis zum Wintersemester 1837/38 als Student der Mathematik an der Universität eingeschrieben.
Laut Abgangszeugnis hörte er Vorlesungen in Algebra und analytischer Geometrie, Experimentalphysik, Trigonometrie und Stereometrie, Anthropologie, Mineralogie und Optik. Neben den für technische Berufe relevanten geometrischen Fächern beschäftigte sich Zeiss demnach auch mit Bereichen der Naturwissenschaft, die auf wissenschaftliche Instrumente angewiesen waren. Hinzu kam sein späteres Arbeitsfeld der Optik, das von Zeiss’ Lehrmeister Friedrich Körner unterrichtet wurde. Wie bei einem „berufsbegleitenden“ Studium zu erwarten, wählte Zeiss eher überblicksartige Seminare und Vorlesungen aus.
Den Großteil seiner produktiven Zeit in Jena verbrachte er jedoch in der Werkstatt von Friedrich Körner. Dessen Wohn- und Geschäftshaus, ein geräumiges Gebäude, in dem Zeiss angeblich auch für einige Zeit wohnte, lag in der Grietgasse 10. Da Zeiss dort an Glasschmelzungen beteiligt war, muss es in den 1830er Jahren auch einen entsprechenden Ofen auf dem Gelände gegeben haben.
Stuttgart
Am 20. Mai 1838, einem Sonntag, entließ Körner seinen Gesellen Zeiss mit einem durchweg positiven Zeugnis in die Wanderschaft. Da die Mechanik jedoch kein zünftiges Handwerk war, gab es für die Walz keine besonderen Regeln. Zeiss war also auf sich gestellt. Das einzige autobiografische Zeugnis über diese Periode im Leben des jungen Mechanikers stammt aus dem Jahr 1846. In seinem Niederlassungsgesuch für Jena schrieb Zeiss:
„Während des Zeitraums vom J[uli] 1838 bis May 1845. arbeitete ich zu meiner weiteren Ausbildung in den renommirtesten, physikalischen, optischen, mathematischen und Maschinen-Werkstätten Stuttgarts, Darmstadts, Wiens und Berlins, wobey ich nicht versäumte alle sich darbietenden Gelegenheiten zu meiner weitern Vervollkommung in den dem Mechaniker nützlichen und nöthigen Hülfswissenschaften, resp. Künsten zu benutzen.“
Bei seiner Wanderung hat Zeiss kaum historische Spuren hinterlassen. Dies ist wenig überraschend, wenn man bedenkt, dass die Ankunft eines einsamen, damals noch völlig unbekannten Mechanikergesellen in einer Großstadt nicht gerade ein gesellschaftliches Ereignis war. Außerdem lassen die großen Lücken in der Überlieferung der Arbeits- und Studienzeugnisse vermuten, dass sich der wandernde Geselle nicht ausschließlich um seine fachliche Ausbildung kümmerte. Wo er in Stuttgart gearbeitet haben könnte, ist unbekannt.
Weimar
Mit Privatlehrern, der Weimarer Bürgerschule und dann dem Gymnasium hatte Carl Zeiss eine gründliche Ausbildung erfahren. Außerdem zählte Carl Zeiss zur ersten Schülergeneration, die an der Gewerkschule in den Genuss einer verbesserten, stärker auf die praktischen Anforderungen in technischen Berufen ausgerichteten Ausbildung kam. Für die spätere Entscheidung des Absolventen, sich der Mechanik und Optik zu widmen, mag die Weimarer Schulzeit entscheidend gewesen sein.
Wien
Für Wien existieren zwei Zeugnisse: das erste vom k. k. Polytechnischen Institut in Wien, der Keimzelle der Wiener Technischen Universität. Dort besuchte Zeiss 1842/43 „die sonntäglichen Vorlesungen über populäre Mechanik sehr fleissig“ und legte eine Prüfung mit sehr gutem Erfolg ab. Das zweite Zeugnis stammt aus dem Wiener Zweigwerk der Straßburger Brückenwaagenfabrik Rollé & Schwilgué, die seit 1844 unter dem Namen von Heinrich Daniel Schmid geführt wurde (nach mehreren Umfirmierungen heute Teil der Siemens AG Österreich). Zeiss erhielt die Bestätigung, dass er zwischen April und August 1843 bei dem Wiener Schwermaschinenbauer gearbeitet hatte.
Berlin
Im Juni 1844 reiste Carl Zeiss von Österreich aus über seine Heimatstadt Weimar nach Berlin. Er erhielt Anstellung beim Mechaniker Carl Ernst Lüttig. Vom 30. September 1844 bis zum 6. September 1845 arbeitete er als Gehilfe für die im Berliner Nikolaiviertel, Poststraße 11, gelegene Werkstatt. Da Lüttig im Jahr 1844 auch an der Allgemeinen Deutschen Gewerbe-Ausstellung teilnahm, wissen wir, dass er sich auf technische Zeichengeräte sowie auf Instrumente für die physikalische und mathematische Forschung spezialisiert hatte. Angesichts des weiteren Werdegangs ist es überraschend, wie wenig sich Zeiss während seiner Wanderjahre mit Optik beschäftigte. Keines der erhaltenen Zeugnisse verweist auf einen Arbeitgeber, der auf optische Instrumente spezialisiert war, obwohl es doch mit Simon Plößl in Wien oder Friedrich Wilhelm Schiek in Berlin Werkstätten von sehr gutem Ruf entlang der Reiseroute gab. Offenbar galt Zeiss’ Interesse zunächst der Mechanik.
Darmstadt
Auch über seinen Arbeitgeber in Darmstadt ist nichts bekannt. Verschiedentlich wurde spekuliert, dass Zeiss in der Hauptstadt des Großherzogtums Hessen in der Fabrik von Johann Hector Roessler (1779 - 1863) tätig war, die vor allem Maschinen zur Münzprägung herstellte. Dies ist plausibel: Roessler war als Geselle in Jena gewesen, bekleidete in Darmstadt den Posten eines Universitätsmechanikers und hatte vor seiner Ernennung zum großherzoglich-hessischen Münzrat im Jahr 1832 auch eine mechanische Werkstätte ähnlich der Körners in Jena betrieben. Gleichwohl ist die Annahme, Zeiss hätte bei Roessler in Darmstadt Arbeit gefunden, nicht durch schriftliche Belege abgesichert.
Unternehmensgründung
1846 in Jena
Elf Jahre beruflicher Ausbildung lagen hinter Carl Zeiss, als er am Michaelistag (29. September) des Jahres 1845 nach Jena zurückkehrte. Bevor an die Gründung einer Firma zu denken war, benötigte Zeiss eine Aufenthaltsgenehmigung. Der einfachste Weg bestand in der Immatrikulation an der Universität.
Erst am 10. Mai 1846 richtete Zeiss dann ein Gesuch um Bewilligung der Niederlassung als Mechaniker an die Großherzogliche Landesdirektion. Trotz seiner ausgezeichneten Referenzen musste er sich einer umfangreichen fachlichen Eignungsprüfung bei der Weimarer Oberbaubehörde unterziehen. Zeiss machte in seinen Antworten keinen Hehl daraus, dass er die Prüfungsfragen als Zumutung und Zeitverschwendung betrachtete.
Die Behörde war darüber offenbar verschnupft und ließ den Antrag erst einmal liegen. Am 21. Oktober wurde Carl Zeiss ungeduldig und fragte nach. Erst jetzt holte der zuständige Baurat den Vorgang wieder aus der Schublade. Nun ging alles reibungslos: Am 19. November 1846 erteilte die Landesdirektion in Weimar Zeiss die Konzession und informierte den Jenaer Stadtrat; am 26. November erhielt Zeiss eine entsprechende Mitteilung von ihm und am 8. Dezember wurde er Bürger von Jena.
Stationen in Jena
Körners Wohn- und Geschäftshaus in der Grietgasse
Friedrich Körner wurde am 2. September 1778 als Sohn eines Weimarer Bäckers geboren.
Bereits im Dezember 1879 hatte Zeiss ein großes Baugrundstück außerhalb des historischen Stadtzentrums erworben, wo er die Errichtung eines Wohn- und Fabrikhauses mit Nebengebäuden plante.
Bereits am 17. November 1846, einem Dienstag, zwei Tage vor der offiziellen Erteilung der Konzession, soll Carl Zeiss seine erste Werkstatt in der Neugasse 7 bezogen haben.
Bereits im Dezember 1879 hatte Zeiss ein großes Baugrundstück außerhalb des historischen Stadtzentrums erworben, wo er die Errichtung eines Wohn- und Fabrikhauses mit Nebengebäuden plante. In einem Schreiben an den Jenaer Gemeindevorstand erläuterte Zeiss, wie er sich die Nutzung des Areals vorstellte: „Das Vorderhaus A wird in seinem Parterre ausschliesslich die zum Betriebe meiner optischen Werkstätte nöthigen Geschäftsräume (keine Werkstätten) enthalten; die Etage dieses Vorderhauses wird ausschliesslich als Wohnung benutzt werden. Der Anbau B ist in seinem Parterre zu Werkstätten für die mechanischen Arbeiten, in seiner Etage zu Werkstätten für die optischen Arbeiten – sowie zu Arbeitsräumen für die Herren Prof. Abbe und Dr. Riedel bestimmt.“
Im Herbst 1880 waren die Arbeiten so weit fortgeschritten, dass Zeiss den Umzug der Mehrzahl seiner Arbeiter für Montag, den 27. September ankündigen konnte. Erstmals waren Fertigung und Entwicklung nun in eigens dafür konzipierten Räumen untergebracht.
Erste Werkstätte in der Neugasse
Bereits am 17. November 1846, einem Dienstag, zwei Tage vor der offiziellen Erteilung der Konzession, soll Carl Zeiss seine erste Werkstatt in der Neugasse 7 bezogen haben. Dieses Datum – heute offiziell als Geburtsstunde der Carl Zeiss AG angesehen – ist durch zeitgenössische Quellen nicht belegt. Das ursprüngliche Gründungsdatum wurde im Nachhinein auf Basis des Werkstatt-Notizbuchs von 1871 rekonstruiert, in das der Mechaniker Pape unter dem 17. November eintrug: „Um 9 Uhr aufgehört. 25-jähriges Geschäftsjubiläum“.
Manches weist darauf hin, dass die Werkstatt in der Neugasse nur ein Provisorium war. Carl Zeiss selbst hatte im Oktober 1846 geschrieben, dass er nach Erteilung der Konzession ein halbes Jahr brauchen werde, um eine Werkstätte einzurichten. Nach Ablauf dieses halben Jahres zog er im Juni 1847 in die Wagnergasse um, wo er dann auch seinen ersten Lehrling einstellte.
Zweite Werkstätte in der Wagnergasse
Am 19. Juni 1847 gab Zeiss in der Jenaischen Zeitung bekannt, dass er ab sofort in der Wagnergasse 32 wohne und arbeite. Aus einem Brief des Vaters, der beim Umzug mithalf, erfahren wir vom Prototypen eines Mikroskops: „Als ich dort war, hatte er ein Mikroskop fertig, das hat mir sehr gut gefallen. Er will aber weiter keine fertigmachen, bis er erst die Maschine von Berlin hat, welche in diesem Monat ankommen soll.“
Bei der erwähnten Maschine handelte es sich um eine von dem Maschinenbauer August Hamann in Berlin konstruierte Drehbank, die für die rationelle Fertigung von Mikroskopen unabdingbar war. Im Sommer 1847 konnte Carl Zeiss mit der Produktion von Mikroskopen beginnen. Im September 1847 verkaufte er sein erstes Instrument. In der Wagnergasse wuchs der Handwerksbetrieb allmählich. Auch alle seine Kinder sind in dieser Zeit geboren.
Dritte Werkstätte in der Johannisstraße
Allmählich gelang es Carl Zeiss, sich als Unternehmer wirtschaftlich und gesellschaftlich zu etablieren. Äußeres Zeichen dafür war im Frühjahr 1858 der Kauf des Hausgrundstücks Johannisplatz Nr. 10, unmittelbar am historischen Altstadtkern Jenas. Das Gebäude, für dessen Erwerb sich Zeiss von seinen Schwestern Emilie und Pauline insgesamt 500 Taler geliehen hatte, war groß genug, um auch eine spätere Expansion des Geschäfts zu erlauben. Neben der Werkstatt im Hinterhaus, dem Ladengeschäft im Erdgeschoss und den Privaträumlichkeiten der Familie Zeiss im ersten Stock blieb damit noch Platz für die Vermietung einer geräumigen Wohnung.
Bereits 1860 erwarb Zeiss auch noch ein angrenzendes Hofgebäude, um seine Werkstatt zu erweitern. Erst 1880 gab er das Ladengeschäft auf, wo er Brillen, Fernrohre und andere Instrumente verkauft hatte. Hier am Johannisplatz begann die Zusammenarbeit mit Ernst Abbe und damit der Aufstieg des Unternehmens zu einem Mikroskophersteller mit Weltruhm.
Körners Wohn- und Geschäftshaus in der Grietgasse
Friedrich Körner wurde am 2. September 1778 als Sohn eines Weimarer Bäckers geboren. Auch er entstammte also dem Handwerkerstand in der thüringischen Residenz. Um 1810 wurde Körner unter Mitwirkung Goethes als Mechaniker am Weimarer Hof angestellt. Der Großherzog Carl August stattete seinen Hofmechaniker mit einem Jahresgehalt von 300 Talern aus, versetzte ihn nach Jena und sorgte dafür, dass er im Jahr 1818 an der Universität promoviert und habilitiert wurde.
Körner revanchierte sich, indem er regelmäßig Lehrveranstaltungen zur Optik und Mechanik anbot, wobei er zahlreiche Instrumente praktisch vorführte. Zudem eröffnete er in Jena eine mechanische Werkstatt, deren Lieferprogramm primär auf die Anforderungen der Universität ausgerichtet war. Von 1834 bis 1838 ging Carl Zeiss bei ihm in die Lehre.
Wohnhaus von Matthias Schleiden
Der Botaniker Matthias Jakob Schleiden (1804 – 1881) war einer der Begründer der Zelltheorie. Er gilt als Pionier der Mikroskopie. Während Zeiss in der Welt unterwegs war, hatte er den Hofmechaniker Körner überzeugen können, sich dem Bau von Mikroskopen zu widmen. Carl Zeiss arbeitete nach seiner Rückkehr in Jena in dem seit 1843 bestehenden Physiologischen Institut, das Schleiden gemeinsam mit dem Geologen Ernst Erhard Schmid und dem Mediziner Heinrich Haeser betrieb. Unter dem Dach der privaten Forschungseinrichtung wurde vor allem empirisch gearbeitet.
Zahlreiche wissenschaftliche Apparate und vor allem auch Mikroskope kamen zum Einsatz. Zeiss’ Entscheidung, sich auf die Fertigung von Mikroskopen zu konzentrieren, anstatt, wie viele seiner Mechanikerkollegen, einen Gemischtwarenladen zu betreiben, hängt wahrscheinlich mit seinem engen Kontakt zu Schleiden zusammen.
Glaswerk seit 1884
Seit 1882 wuchs hier das Jenaer Glaswerk Schott & Genossen, an dem Carl Zeiss beteiligt war. Doch diese Geschichte wird erst später erzählt.
Zeitgenossen in Jena
Jakob Friedrich Fries (1773 – 1843)
Im Wintersemester 1835/36 besuchte Carl Zeiss ein Kolleg über Experimentalphysik bei ihm. Fries hatte wegen seiner Nähe zu demokratischen Kreisen 1819 seine Professur verloren. 1824 erhielt der überzeugte Burschenschafter und Antisemit die Erlaubnis, wieder Vorlesungen zu halten, allerdings zunächst nur in den 'unpolitischen' naturwissenschaftlichen Fächern. Von ihm gingen wichtige Impulse für die beobachtenden Naturwissenschaften aus.
Der Chemiker und Apotheker gilt als einer der wichtigsten Vordenker des Periodensystems der Elemente. Berühmt ist das nach ihm benannte Feuerzeug, das mit Schwefelsäure funktioniert. Er erhielt 1810 von Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach die außerordentliche Professur für Chemie und Pharmazie an der Universität Jena. Zusammen mit Friedrich Körner befasste er sich mit der Glasherstellung.
Der Mathematiker, Physiker und Naturphilosoph war Professor an der Universität Jena. In dieser Funktion war er nicht nur der Lehrer von Gottlob Frege, sondern auch Förderer der akademischen Laufbahn Ernst Abbes. Durch seine Verbindungen zu Abbe und durch sein Engagement als liberaler Politiker und Gegner Bismarcks hatte er auch einen Einfluss auf das Statut der Carl Zeiss-Stiftung.
Der über den deutschen Sprachraum hinaus bekannte Biologe schätzte die Instrumente aus Carl Zeiss' Werkstatt als Wissenschaftler und stand auch in Briefkontakt mit Carl Zeiss. Er beantragte die Ehrendoktorwürde der Universität Jena für Carl Zeiss.
Rudolf Eucken wurde 1874 auf eine Professur für Philosophie an der Universität in Jena berufen. 1908 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Trotzdem ist sein Werk heute weitgehend vergessen.
Heutige Computertechnik und Informatik wäre ohne die Entwicklung der formalen Sprache durch den Mathematiker, Philosophen und Logiker nicht denkbar. Ernst Abbe war einer seiner Lehrer. Sein Studium und seine Professur wurden durch die Carl-Zeiss-Stiftung gefördert.
Zeiss hatte das Glück, bereits mit der ersten Stellenausschreibung einen Mitarbeiter zu gewinnen, der entscheidend zum Aufstieg der Firma beitragen sollte: August Löber (1830 – 1912).
Der Handwerkersohn war mit 17 Jahren eigentlich zu alt für die von Zeiss avisierte Position, jedoch befand er sich in einer sozialen Notlage, weil im Januar 1847 sein Vater verstorben war. Ob dies ein Grund für die Einstellung war und ob es in der kleinen Stadt Jena überhaupt weitere Bewerber gab, ist nicht überliefert. Sicher ist, dass Löber in 44 Dienstjahren von der Hilfskraft zum Werkmeister und schließlich zum Leiter der Fertigung und zum wichtigsten Ausbilder aufstieg. Moritz von Rohr berichtet, wie Löber in einer späteren Phase seiner Karriere am Umsatz beteiligt und zu einem wohlhabenden Mann wurde. Dies beweist die außergewöhnliche Wertschätzung, die der Werkmeister im Unternehmen genoss, obwohl er innerhalb der Belegschaft als reizbarer und autoritärer Vorgesetzter galt.
Werkmeister August Löber mit Mechanikern und Lehrlingen, 1864
v.l.n.r.: Carl Müller, Friedrich Pfaffe, Joseph Rudolph, Wilhelm Böber, Heinrich Pape, Fritz Müller und August Löber.
Was wurde aus Ihnen?
Carl Müller (1849 – 1909)
Mit Eintritt 1864 gehörte er zu den frühesten Lehrlingen und Gesellen. Er qualifizierte sich zum Werkmeister in der Linsenfasserei und seit 1890 bei den photographischen Objekten. Später wurde er die letzte Prüfinstanz für Ferngläser.
Er war ab 15.04.1861 als dritter Optikerlehrling angestellt. Etwa seit 1883 stellte er Front- und Minerallinsen in seiner Privatwohnung als 'Heimoptiker' her.
Der begnadete Optiker trat 1861 in die Firma ein und wurde von Carl Zeiss persönlich angelernt. Bald schon leitete er die Mikrofasserei. Er war noch bis zu seiner Pensionierung 1913 als Obermeister bei Zeiss beschäftigt.
Carl Zeiss und Frau Ottilie mit Schwiegertochter, geb. Franziska Thierbach um 1885.
Familie
Heirat und Kinder
Über Carl Zeiss als Privatmensch weiß man nur wenig. Durch die Frau seines älteren Bruders hatte er offenbar Kontakt zu der Pastorenfamilie Schatter im thüringischen Neunhofen gefunden. Am 29. Mai 1849 heiratete Zeiss die Tochter des Pfarrers, Bertha Schatter.
Zeiss vertraute Jahre später seinem Freund K. O. Beck an, dass er damals eine glückliche Wahl getroffen habe, auch wenn die Braut praktisch kein Vermögen besaß. Das Eheglück währte nur kurz, denn schon einen Tag nach der Geburt des ersten Sohnes Roderich am 23. Februar 1850 verstarb Bertha. Sie wurde nur 22 Jahre alt.
In dieser Situation konnte sich Zeiss erneut auf die Unterstützung der Familie verlassen. Der als Halbwaise geborene Sohn Roderich wurde zunächst von den Schwiegereltern in Neunhofen aufgenommen. Therese Schatter pflegte ihren neu geborenen Enkel bis zu ihrem Tod im Februar 1851, fast genau ein Jahr nach dem Tod der Tochter. Nun nahm sich Zeiss' mittlere Schwester Hulda Roderichs an. Auch sie scheint oft in Neunhofen gewesen zu sein.
Im Jahr 1853 heiratete Zeiss erneut – und zwar Ottilie Trinkler (1819 – 1897), eine Pfarrerstochter aus der Stadt Triptis in Ostthüringen, die mit Zeiss’ erster Braut weitläufig verwandt war. Carl Zeiss selbst hat seine beiden Ehefrauen später wohlwollend als „geistliche Landpomeranzen“ bezeichnet. Aus der Ehe mit Ottilie gingen drei Kinder hervor: Karl Otto (1854 – 1925), Hedwig (1856 – 1935) und Sidonie (1861 – 1920).
ZEISS Archiv
Bertha Zeiss, Schattenriss im Kranz aus eigenem Haar.
Bertha Schatter (1827 - 1850)
Über die Frau seines älteren Bruders hatte Carl Zeiss offenbar Kontakt zu der Pastorenfamilie Schatter im thüringischen Neunhofen gefunden. Am 29. Mai 1849 heiratete Zeiss die Tochter des Pfarrers, Bertha Schatter.
Zeiss vertraute Jahre später seinem Freund K. O. Beck an, dass er damals eine glückliche Wahl getroffen habe, auch wenn die Braut praktisch kein Vermögen besaß. Das Eheglück währte nur kurz, denn schon einen Tag nach der Geburt des ersten Sohnes Roderich am 23. Februar 1850 verstarb Bertha. Sie wurde nur 22 Jahre alt.
Carl Bräunlich, ZEISS Archiv
Ottilie Zeiss um 1880.
Ottilie Trinkler (1819 – 1897)
Im Jahr 1853 heiratete Zeiss erneut – und zwar Ottilie Trinkler, eine Pfarrerstochter aus der Stadt Triptis in Ostthüringen, die mit Zeiss’ erster Braut weitläufig verwandt war. Carl Zeiss selbst hat seine beiden Ehefrauen später wohlwollend als „geistliche Landpomeranzen“ bezeichnet.
Aus der Ehe mit Ottilie gingen drei Kinder hervor: Karl Otto (1854 – 1925), Hedwig (1856 – 1935) und Sidonie (1861 – 1920).
Carl Bräunlich, ZEISS Archiv
Roderich Zeiss, undatiert.
Roderich Zeiss (1850 - 1919)
Der älteste Sohn von Carl Zeiss studierte zunächst Medizin. Im Krieg von 1870/71 erlitt er eine Handverletzung, die die Ausübung der Chirurgie unmöglich machte. Deshalb unterzog er sich nach dem Wunsch des Vaters einer kaufmännischen Ausbildung. 1876 trat er ins Geschäft ein und kümmerte sich um die kaufmännischen Belange. Auf dem Gebiet der Mikrophotographie leistete er Beachtliches. 1879 wurde er Mitinhaber der Firma.
Ernst Abbe, der das Risiko nicht scheute, und Roderich, der eher ein vorsichtiger Kaufmann war, kamen miteinander nicht zurecht. Deshalb schied Roderich 1889 aus dem Unternehmen aus und machte so die Übertragung des Unternehmens auf die Carl-Zeiss-Stiftung möglich.
Roderich Zeiss war mit seiner Cousine Therese Schatter (1864 - 1949) verheiratet. Sie hatten zwei Kinder.
Carl Bräunlich, ZEISS Archiv
Sidonie Zeiss
Sidonie (Doni) Zeiss (1861 - 1920)
Sidonie war musisch und künstlerisch talentiert. Ihr Leben lang musizierte sie im heimischen Kreis. 1882 heiratete sie den Medizinalrat Lucas Siebert (1841 - 1913). Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor. Sie reiste gerne zum Beispiel nach Italien, aber auch zu den Festspielen nach Bayreuth.
Carl Bräunlich, aus dem Besitz von Kathrin Siebert
Hedwig Zeiss mit Hund Mauschel
Hedwig Zeiss (1856 - 1935)
Sie heiratete 1878 Studienrat Prof. Konrad Sagawe (1853 - 1939) und zog zu ihm nach Breslau. Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor.
Carl Bräunlich, aus dem Besitz von Kathrin Siebert
Otto Zeiss um 1869
Otto Zeiss (1854 - 1925)
Otto Zeiss studierte Medizin und ließ sich in Erfurt als Arzt nieder. Als Geheimer Sanitätsrat gründete er dort die erste Gynäkologische Klinik von Stadt und Bezirk Erfurt.
In erster Ehe war er mit Franziska Thierbach (1862-1885) verheiratet, in zweiter Ehe mit der westfälischen Fabrikantentochter Ida Möllmann (1865 - 1936). Aus diesen Ehen gingen fünf Kinder hervor.
Im Manual notierte Carl Zeiss von 1848 bis 1863 akribisch seine Einnahmen und Ausgaben. Es dokumentiert nicht nur den Geschäftsverlauf eines kleinen Handwerksbetriebes, sondern hier sind auch die privaten Ausgaben verzeichnet. Das macht es zu einer hervorragenden sozialgeschichtlichen Quelle.
Manual - Ein- und Ausnahmen dokumentiert
"Herr Professor Schmid (Ernst) Barometer"
Zu den wichtigsten Kunden gehörten anfangs die Mitarbeiter des Physiologischen Instituts. Neben dem Biologen Matthias Schleiden (1804 - 1881) waren das der Mineraloge Ernst Erhard Schmid (1815 - 1885) und die Mediziner Heinrich Haeser (1811 - 1884) und Ottomar Domrich (1819 - 1907).
"Brennholz 1 Fuhre [...] Brennöl"
Neben Brennholz zum Heizen wird hier vor allem Brennöl gelistet. Es wurde für die Beleuchtung verwendet. An den kurzen Wintertagen waren die Werkstätten wohl eher in ein schummriges Licht gehüllt, was die Präzisionsarbeit nicht leicht machte.
"Küche u. Haush[a]lt[un]g"
Hier wurden die privaten Ausgaben des Handwerkerhaushalts aufgeführt: Neben Essen und Trinken (hier: Wein und Bier) ist es vor allem Kleidung. Auch die Haushaltshilfe Emma erscheint hier. Auf dieser Seite deuten „Ritterspornsamen“ auf Verschönerungsabsichten hin.
"Material u. Werkzeug Alkohol"
Hier wird alles aufgeführt, was man für die Herstellung von Mikroskopen braucht. In diesem Monat sind es Eisen- und Messingdraht, aber auch Zündhölzer. Diamantsplitter hat man vermutlich zum Schneiden von Glas benutzt. Häufig taucht auch die Position „Porto“ auf, was davon zeugt, dass schon bald Mikroskope an entfernte Orte ausgeliefert wurden.
"7/4 Herr Hofap[o]th[e]ker Löhlein in Coburg"
An den Hofapotheker Löhlein wurden verschiedene Instrumente ausgeliefert. Coburg lag damals in einem anderen Staat als Jena. Hochtrabend könnte man das also sogar als Export bezeichnen. In jedem Fall zeigt es, dass der Kundenkreis sich schnell weitete.
"Arbeitslohn"
In den ersten Jahren wird hier fast nur August Löber aufgeführt, den er manchmal auch „Löwer“ schrieb. Gelegentlich kamen auch Gesellen hinzu, die nur wenige Monate für Carl Zeiss tätig waren. Vielleicht waren das wandernde Handwerksgesellen?
"Schuldforderungen"
Offenbar gab Carl Zeiss seine Waren nicht nur gegen Bargeld ab, sondern er akzeptierte auch spätere Zahlung.
"Einnahme"
Hier sind die Verkäufe der selbst hergestellten Mikroskope aufgelistet, aber auch die Einnahmen aus den Verkäufen im Ladengeschäft. Vor allem Brillen und Lupen waren die gängigen Artikel.
Carl Bräunlich, ZEISS Archiv
Carl Zeiss Anfang der 1880er Jahre
Bürger und Unternehmer
1851 bis 1866
Im Juli 1858 wurde Carl Zeiss durch das Großherzogliche Obereichamt in Weimar als stellvertretender Obereichmeister verpflichtet. Dadurch fiel ihm im Raum Jena die Aufsicht über Maße und Gewichte zu. Im September 1860 wurde er zum Universitätsmechaniker ernannt.
Ein weiteres Zeugnis gestiegenen Renommees war die Berufung zum Hofmechanikus im Jahr 1863.Von 1863 bis 1867 war er Mitglied im Gemeinderat. Gleichzeitig wurde er in seinem Stadtteil zum „Armenpfleger“, also zum ehrenamtlichen Verwalter der Spenden und Geldmittel für die kommunale Sozialfürsorge, bestimmt.
Sammlung Mappes
1866 war für Carl Zeiss das erfolgreichste Jahr seit Gründung der Firma. 192 Mikroskope wurden fertiggestellt – 81 mehr als im Vorjahr. Carl Zeiss war also bereits ein erfolgreicher Unternehmer und ein angesehener Bürger, als sein Leben noch einmal eine entscheidende Wende nahm.
Jahr
1857-1866
Zahl der Angestellten
5-6 Mitarbeiter
Meilenstein
1.000 Mikroskope
Carl Bräunlich, ZEISS Archiv
Ernst Abbe im Jahr 1888
Wegbegleiter Ernst Abbe
1866 bis 1878
Carl Zeiss hatte schon mehrfach versucht, die Herstellung von Mikroskopobjektiven auf eine wissenschaftliche Basis zu stellen. Die Versuche von Friedrich Wilhelm Barfuß hatten zu keinem brauchbaren Ergebnis geführt.
1866 begann er eine Zusammenarbeit mit Ernst Abbe.
Zunächst widmete sich Abbe der Entwicklung verschiedener Messgeräte zur genaueren Bestimmung der optischen Eigenschaften von Linsen – eine wichtige Voraussetzung für die rationelle Fertigung.
Die Arbeitsteilung zwischen Mechanik und Optik wurde intensiviert. Zugleich konstruierte Abbe einen neuartigen Beleuchtungsapparat.
Sammlung Mappes
1869 begann er mit der Berechnung von Objektiven. Diese Aufgabe stellte sich aber als schwierig heraus. Erst nach langwierigen Berechnungen und Versuchen gelang es, den Erfahrungsrückstand der Zeiss’schen Werkstatt gegenüber den seit langem etablierten Wettbewerbern auszugleichen und diese schließlich zu überflügeln.
Am 12. September 1871 konnte Abbe den Konstruktionsplan für ein starkes Wasser-Immersionsobjektiv präsentieren. Seit 1872 wurden alle Mikroskopobjektive nach den Berechnungen von Abbe hergestellt.
Immersionsobjektive
Ein durchschlagender Erfolg
Das erste homogene Öl-Immersionsobjektiv, dessen Entwicklung auf die Anregung von John Ware Stephenson zurückging, wurde seit Frühjahr 1877 gefertigt. Hierbei nutze man zwischen Untersuchungsobjekt und Objektiv eine Immersionsflüssigkeit, etwa Zedernholzöl, mit einem deutlich höheren Brechungsindex als Luft. Damit verbesserte sich – neben anderen Vorteilen wie der Reduzierung von Reflexionen – die Auflösung des Mikroskops spürbar.
Bei Zeiss geht es in letzter Zeit sehr gut. Wir sind mit einem Vierteljahr stets im Gedränge, um den Bestellungen entsprechen zu können. Namentlich haben die neuen Objektive (Oel-Immersion) – von welchen Sie schändlicherweise noch immer kein Exemplar erhalten haben, weil die fertig werdenden abgehen wie die warmen Semmeln – das Prestige der Werkstatt in Deutschland und außerhalb stark gehoben.
Im letzten halben Jahr haben wohl alle Berliner Institute, bei denen wir bisher noch gar keinen Fuss gefasst hatten, grosse Mikroskope hier bestellt.
Jahr
1866-1878
Zahl der Angestellten
30-60 Mitarbeiter
Meilenstein
2.000 Mikroskope
Mikroskope für die Wissenschaft
Die 20 wichtigsten Auslieferungsorte von 1847 bis 1889
Mikroskoplieferungen 1847 – 1869
Mikroskoplieferungen 1847 – 1869 & 1870 – 1889
Mikroskoplieferungen 1870 – 1889
Die Grafik zeigt jeweils die wichtigsten Abnehmerorte für die beiden Zeitperioden 1847 bis 1869 und 1870 bis 1889. In den ersten 20 Jahren dominierten Residenzstädte im regionalen Umfeld von Jena und einige deutsche Universitäts- und Handelsstädte. Dazu kamen noch einzelne Orte im damaligen Russland. Dort hatten Absolventen der Jenaer Universität eine wichtige Vermittlerposition. Im zweiten Zeitraum dominieren die großen Wissenschaftszentren und Handels-Metropolen in Westeuropa. Dazu kommt New York. Auch Großhändler spielten inzwischen eine bedeutende Rolle, so in Cambridge und in Delft.
Der deutsche Anatom und Physiologe gilt heute als einer der Begründer der Histologie. Er arbeitete unter anderem zu den Leydig-Zellen und griff hierfür auf technische Entwicklungen wie die Einführung der homogenen Öl-Immersions-Linse durch Carl Zeiss und Ernst Abbe 1878 zurück. In der Festschrift zu seinem 70. Geburtstag hob er an mehreren Stellen die Bedeutung dieser technischen Entwicklungen durch Zeiss hervor.
Der deutsche Arzt und Pathologe, Professor an der Universität Würzburg und an der Berliner Charité, gilt als Begründer der modernen Pathologie und als einer der zentralen Wegbereiter der Zelltheorie. Daneben wurde er vor allem als Beförderer einer 'Sozialen Medizin' und durch sein Engagement für eine medizinische Grundversorgung geschätzt. Auch er nutzte für seine wissenschaftlichen Arbeiten Mikroskope von Carl Zeiss.
Der französische Chemiker und Mikrobiologe leistete vor allem durch seine Forschung im Bereich der Impfstoffe und durch den Nachweis, dass es sich bei der Impfung um ein allgemeines Prinzip handelt, entscheidende Beiträge zur Vorbeugung gegen Infektionskrankheiten. Mit der Entwicklung eines Impfstoffes gegen Milzbrand und später auch gegen Tollwut legte er den Grundstein für die Entwicklung einer Impfstoff-Industrie.
Der deutsche Botaniker testete mikroskopische Optiken und veröffentlichte bahnbrechende Arbeiten im Bereich der Mikroskopie. Über die Mikroskope von Zeiss schrieb er 1867 in 'Das Mikroskop und seine Anwendung': 'Schon bei der Besprechung des einfachen Mikroskopes hatte ich Veranlassung, Herrn Zeiss, welchem dieses Hülfsmittel der Forschung manche wichtige Verbesserung verdankt, rühmend zu erwähnen. [...] so durfte ich aus dessen Werkstätte nur Vorzügliches erwarten'.
Er gilt – neben Louis Pasteur – als einer der Begründer der modernen Bakteriologie und der Mikrobiologie. 1876 gelang es ihm, den Erreger des Milzbrands zu kultivieren und seinen Lebenszyklus zu beschreiben – spätestens seit diesem Jahr arbeitete er mit mikrophotographischen Einrichtungen aus der 'Optischen Werkstätte'. Für die Erforschung der Tuberkulose erhielt er 1905 den Nobelpreis für Medizin. Er attestierte den optischen Geräten aus der Hand von Carl Zeiss einen entscheidenden Einfluss auf seine Arbeit.
906 erhielt der spanische Neurowissenschaftler und Histologe zusammen mit C. Golgi den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin für seine Studien zum Aufbau des Nervensystems. Für seine Arbeiten nutzte Cajal die fortschrittlichsten Geräte seiner Zeit, darunter auch Mikroskope von Carl Zeiss.
Am 27. Mai 1879 erhielt Ernst Abbe Post von dem jungen Chemiker Otto Schott (1851 – 1935), der eine neue Glassorte erschmolzen hatte. Bisher hatte man ganz normales Glas für den Bau von Objektiven verwendet. Nun bestand die Chance, spezielle optische Glassorten zu entwickeln. Die so erhaltenen Muster sandte er nach Jena, wo sie auf ihre Brauchbarkeit für optische Zwecke untersucht wurden.
Im Januar 1882 wurde ein glastechnisches Laboratorium in Jena eingerichtet. Ende des Jahres 1882 siedelte Schott nach Jena über. Die Geldmittel zum Erwerb eines Baugrundstücks für Schott in Jena wurden durch Carl Zeiss aufgebracht, während Abbe ja bereits die seit 1882 betriebenen labormäßigen Versuche finanziert hatte. In kurzer Zeit erzielte Schott beeindruckende Fortschritte.
Es gelang ihm, die Eigenschaften des vorerst noch im kleinen Maßstab produzierten optischen Glases zu steuern und zugleich relativ große Proben ohne Unreinheiten oder innere Spannungen herzustellen. Im Herbst 1883 baute Zeiss erstmals Mikroskopobjektive mit Schott-Glas, die Apochromate. Das Ergebnis war phänomenal und gab einen Vorgeschmack darauf, welche Verbesserungen an optischen Instrumenten mit dem neuen Material noch denkbar waren.
Am 23. Juli 1885 wurde die Firma "Jenaer Glaswerk Schott & Genossen" gegründet. Gesellschafter waren Carl und Roderich Zeiss, Ernst Abbe und Otto Schott. Hauptgeschäft des neuen Unternehmens wurden später hitzebeständige Gläser.
SCHOTT Archiv
Einsetzen eines Hafens
SCHOTT Archiv
Einlegen der Rohglasstoffe
SCHOTT Archiv
Prüfen der Schmelze
SCHOTT Archiv
Beförderung eines glühenden Glashafens
SCHOTT Archiv
Zurichtung des optischen Rohglases
SCHOTT Archiv
Einlegen des optischen Rohglases in die Senkformen
SCHOTT Archiv
Prüfung des optischen Glases auf Schlieren
SCHOTT Archiv
Schleifen des optischen Plattenglases
Sammlung Mappes
Stativ mit Mikrometerbewegung und Kippe aus dem Jahr 1882 (Sammlung Mappes)
Ausblick
Wissenschaftsbasierte Optiken
Die neuen apochromatischen Objektive führten zu einem enormen Nachfrageschub. Hatten bis dahin begabte Optiker noch mit gepröbelten Objektiven mithalten können, so war nun auch die Konkurrenz gezwungen, wissenschaftsbasierte Optiken herzustellen, wollte sie am Markt bestehen. Zeiss Mikroskope wurden an alle Orte der Welt geliefert, wo Wissenschaft betrieben wurde. Aber auch in den Alltag von Medizinern, Hygienikern und Werkstoffprüfern hielten sie Einzug.
Vereinzelt wurden auch schon andere optische Produkte hergestellt, zum Beispiel Refraktometer zur Messung der Konzentration von Lösungen. Aber erst in den 1890er Jahren wurden die neuen technologischen Möglichkeiten auf eine Vielzahl von Produkten wie Ferngläser, Fotoobjektive, astronomische Geräte, Spektroskope und geodätische Geräte angewendet und neue Geschäftsfelder eröffnet, was das Unternehmenswachstum weiter beschleunigen sollte.
Jahr
1879-1884
Zahl der Angestellten
60-170 Mitarbeiter
Meilenstein
5.000 Mikroskope
Späte Jahre
1884 bis 1888
Am 3. Dezember 1888 schloss er die Augen. Auf dem an die Garnisonkirche angrenzenden Johannisfriedhof wurde Carl Zeiss beigesetzt. Acht seiner treuesten Mitarbeiter trugen den Sarg. Ihn zierte ein Messingkreuz mit eingelegten Objektivlinsen, das in der Optischen Werkstätte angefertigt worden war.
Im Herbst 1888 verschlechterte sich der Zustand von Carl Zeiss zusehends. […] Zusammengesunken, wirkte der früher aufrechte und lebhafte Mann mit dem weißen Vollbart und dem gütigen Gesicht mit den noch immer strahlenden Augen jetzt klein und schmal. […] Er interessierte sich auch jetzt noch für unsere Gärten, für Blumen und Obst. In seiner Art hatte er etwas Leises und war sehr bescheiden, zu bescheiden in seinem Auftreten. Auch seine Stimme war leise und sanft; sein Blick wirkte stets wach, hell und durchdringend. […]
Wenn er früher mit alten Freunden zu einem Gartenfest zusammenkam, wie er sie oft und gern feierte, dann gab es Faßbier und Rostbratwürste. Er konnte dann sehr vergnügt sein, war aber nie laut. Wenn er alle Kinder um sich hatte, erzählte Carl Zeiss gern Witze. Es gab bei solchen Gelegenheiten immer ausgesucht gutes Essen und sehr gute Weine, über den die Söhne und Schwiegersöhne an solchen Tagen freie Schlüsselgewalt hatten.
ZEISS Archiv
Blick auf Jena nach Nord (Landgrafen), 1891
ZEISS Archiv
Blick auf Jena und das Zeisswerk nach Nord-Ost, 1891 (1: Haus von Carl Zeiss, Verwaltung im Erdgeschoss, Wohnung im ersten Stock, Buchbinderei im Dachgeschoss; 2 und 3: Gebäude für Mechanik und Optik, 4: Abbes Wohnhaus)
ZEISS Archiv
Blick auf Jena nach Ost (Fuchsturm), 1891.
Jahr
1884-1888
Angestellte
291 Mitarbeiter
Meilenstein
10.000 Mikroskope
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Gedanken über den Ururgroßvater
Die Ururenkelin von Carl Zeiss studierte Mikrobiologie in Kiel und Miami und promovierte in Göttingen zum Dr. rer. nat.
Sie war in verschiedenen Unternehmen der Pharma-Industrie in Forschung und Entwicklung und Qualitätsmanagement tätig. Heute berät sie Firmen bei der Herstellung pharmazeutischer und medizintechnischer Produkte.