Bei Bosch in Schwäbisch Gmünd werden seit 2020 die Messdaten der Messmaschinen von der Reporting- und Statistiksoftware ZEISS PiWeb an die Lenkmutterfertigung übergeben. Dies erhöht die Transparenz für die Werker und optimiert den Fertigungsprozess. Insbesondere, weil die Software für jedes einzelne, prozessrelevante Messmerkmal einen Korrekturwert vorschlägt.

Daniel Hübscher aus der Technologieentwicklung stellte alle Messprogramme auf den Prüfstand

Die Maschinenbetreiber von Bosch optimieren die Produktion mit ZEISS PiWeb Korrekturwerten

Lange reifte bei den Fertigungsplanern von Bosch, Andreas Tisljar und Sebastian Schniepp, die Idee, den 35 Maschinenbedienern in der Lenkmutterfertigung in Schwäbisch Gmünd den Umgang bzw. die Nutzung der Messdaten zu erleichtern. Denn wollten Werker einen Trend erkennen, dann mussten sie die letzten Protokolle aus dem Ordner nehmen und Seite für Seite den Wert vergleichen. „Unmöglich, das im Tagesgeschäft zu realisieren“, so Tisljar.

Angesichts von einzuhaltenden Toleranzen, die mitunter im „Größenbereich eines Ebola-Virus“ liegen, wie es Daniel Hübscher, Mitarbeiter in der Abteilung Technologieentwicklung von Bosch gern visualisiert, hing die Stabilität der Prozesse in Schwäbisch Gmünd deshalb stark von der Erfahrung bzw. von der Tagesform der Werker ab.

Messprotokolle lassen sich direkt am Bearbeitungszentrum abrufen

Der Vorteil von ZEISS PiWeb

Gesucht wurde deshalb nach einer Lösung, die den Werkern eine Auswertung sowie eine grafische Darstellung der Messwerte erlaubte. „Das, was wir wollten, ließ sich nur mit ZEISS PiWeb umsetzen“, erinnert sich Schniepp. Um die Geschäftsführung von einem Investment in die Software zu überzeugen, prognostizierten die Fertigungsplaner, dass sich die Auslastung der Anlagen um mindestens ein Prozent erhöhen würde.

Wie sich mittlerweile zeigt, „haben wir hier tiefgestapelt“, so Schniepp. Zwar wurde kein Projekt aufgesetzt, um konkrete Zahlen zu gewinnen, aber „wir sehen eine höhere Auslastung der Anlagen und weniger Ausschuss“, betont Tisljar. „Die Produktion läuft ruhiger, der Fertigungsprozess ist insbesondere bei unerfahrenen Werkern stabiler geworden“, ergänzt Schniepp.

Korrekturwerte für einen Closed Loop

Ein Punkt, der auch eng mit der Berechnung von Korrekturwerten in ZEISS PiWeb zusammenhängt. Diese geben an, um welchen Wert die Bearbeitung korrigiert werden muss, um den Soll-Wert zu erhalten. Durch die Vorgabe „nehmen wir den Werkern viel Arbeit ab und reduzieren so Fehlerquellen“, betont der Fertigungsplaner. Insbesondere dann, wenn mehrere Bearbeitungsschritte auf ein Messmerkmal einzahlen.

Die Maschinenbediener in Schwäbisch Gmünd erhalten diese Korrekturwerte mit dem Aufruf des entsprechenden Reportings an ihren Maschinen. Ob sie diese Werte dann 1:1 übertragen, entscheiden sie aufgrund ihrer Erfahrungen. Und weil bei der händischen Eingabe in die Maschinensteuerung Fehler auftreten können, werden diese zukünftig direkt im Display der Bearbeitungszentren angezeigt. Doch auch dann entscheidet der Bediener, was er übernimmt. „Sie haben die Verantwortung für das Bearbeitungsergebnis und müssen dieses behalten“, betonen Schniepp und Tisljar.

Welches Potential die Entwicklung hin zu einem Closed Loop besitzt, hat sich bei Bosch in Schwäbisch Gmünd längst herumgesprochen. „Wir hatten Kollegen von der Zahnstangenfertigung hier, die sind begeistert und wollen diesen Weg ebenfalls gehen“, freuen sich Schniepp, Hübscher und Tisljar.

Sebastian Schniepp und Daniel Hübscher überzeugten auch Kollegen aus anderen Abteilungen für die Closed-Loop Lösung mit ZEISS PiWeb

Seit dem Einsatz von ZEISS PiWeb läuft die Produktion deutlich ruhiger und der Fertigungsprozess ist insbesondere bei unerfahrenen Werkern stabiler geworden.

Sebastian Schniepp Fertigungsplaner bei Robert Bosch Autotmotive Steering GmbH

Über ZEISS PiWeb

ZEISS PiWeb ist eine Reportingsoftware, die aufwändig gewonnene Messdaten in aussagekräftige Erkenntnisse übersetzt. Dabei lassen sich die Messdaten sowohl über Diagramme, statistische Auswertungen als auch über farbliche Abweichungen zu den CAD-Modellen visualisieren. Weiterer Vorteil: Messdaten verschiedener Bauteile und Messgeräte lassen sich einfach und schnell in einem Dokument zusammenfassen. Zudem errechnet ZEISS PiWeb Korrekturwerte, die Werker dabei unterstützen, die vorgegebenen Soll-Werte zu erreichen. Durch die Möglichkeit firmenspezifische Reports zu erstellen, lässt sich der Produktionsprozess optimal überwachen. ZEISS PiWeb ist skalierbar und erlaubt Firmen bei der Anwendung der datenbankgestützten Versionen den aus Industrie 4.0 resultierenden Informationsfluss effizient zu organisieren und die Digitalisierung voranzutreiben.

Über Robert Bosch Automotive Steering GmbH

Die Robert Bosch Automotive Steering GmbH ist ein weltweit führender Hersteller von Lenksystemen. Der Standort Schwäbisch Gmünd umfasst das Werk und die Zentrale des Geschäftsbereichs Automotive Steering. Am Standort arbeiten rund 4.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Gefertigt werden Fahrzeugkomponenten für Pkw und Nkw. Neben der Elektrolenkung Servolectric (Typ EPSapa und EPSdp) für Pkw wird die RB-Servocom®, eine kompakte Kugelmutter-Hydrolenkung für Lkw und Omnibusse, in Schwäbisch Gmünd hergestellt.


Diesen Artikel teilen