Von Wolfsburg bis Zwickau: Karosseriemessdaten aus 15 Werken in einem System
Durch den Einsatz der Software ZEISS PiWeb ist es Volkswagen gelungen, die Erstellung von Messberichten signifikant zu beschleunigen. Doch das ist erst der Anfang. Die Software bietet dem Konzern das Potenzial für disruptive Geschäftsmodelle - von gänzlich automatisierten Reporting-Abläufen bis zur Zukunftsvision einer vollständig virtuellen Überprüfung und Funktionsanalyse von Anbauteilen beim Anlauf einer neuen Serie.
Ursprünglich erfolgte im Volkswagen-Konzern die Messberichterstattung, -analyse und Prozessoptimierung mithilfe einer selbst entwickelten Software. Doch die Software entsprach in vielerlei Hinsicht nicht mehr den aktuellen Anforderungen. „Die Software war weder funktional erweiterbar noch besonders bedienerfreundlich“, berichtet Dr. Achim Schwan, Head of Meisterbock & Cubing bei der Volkswagen AG in Wolfsburg. „Zudem erfüllte sie nicht mehr unsere strengen Datensicherheitsrichtlinien.“ So suchte man nach einer neuen, zukunftsfähigen Lösung – und fand sie bei ZEISS.
Zentraler Datenpool der Fertigung
Im Volkswagen Werk in Wolfsburg ist die Software nun schon mehr als ein Jahr im Einsatz. Die Messtechnikteams am Standort speisen hier Messdaten aus der Qualitätssicherung für die Fahrzeugfertigung ein, vor allem aus dem Karosseriebau und der Montage. Dabei spielt es keine Rolle, mit welcher Messtechnologie die Daten gewonnen werden. ZEISS PiWeb kann Ergebnisse aus taktilen, optischen, manuellen oder CT-Messungen erfassen und analysieren, unabhängig vom Messmaschinenhersteller. „Wir speichern sowohl die Messdaten unserer Inline-Messtechnik in PiWeb als auch die Daten aus den Messräumen“, so Dr. Schwan. „In Summe werden am Standort Wolfsburg Messdaten von mehr als 20 Messmaschinen in der Software zusammengeführt.“
Wir gewinnen mit ZEISS PiWeb aus unseren Messdaten schneller als früher eindeutige Erkenntnisse und können so unsere Qualitätssicherung weiter optimieren.
Heckklappen-Reporting: 70 Reportseiten in wenigen Sekunden
Für Dominik Koch, Güteprüfer in der Kunststofftechnik bei Volkswagen in Wolfsburg, war die Einführung der neuen Software mit einem spürbaren Produktivitätsboost verbunden. Das früher mühsame Reporting, verbunden mit viel Handarbeit, ist jetzt fast schon ein Selbstläufer. Wie schnell das Reporting mit ZEISS PiWeb geht, zeigt er am Beispiel einer Heckklappe: „Früher musste die Fertigung längere Zeit auf die Ergebnisse warten. Jetzt schaffen wir das tatsächlich innerhalb von Sekunden durch die Zusammenführung der Ergebnisse in übergreifenden Standard-Reports. Die Kollegen aus der Fertigung freuen sich sehr darüber, dass sie ihre Ergebnisse viel schneller als früher bekommen und somit auch schneller auf Abweichungen reagieren können.“
Visuelles Reporting – einfach, interaktiv und in 3D
Die weiteren Vorteile von ZEISS PiWeb demonstriert Dominik Koch anhand einer Instrumententafel, für die bereits ein Prüfmerkmalsplan existiert. Geprüft werden u. a. die RPS-Ausrichtung, die Kontur der Blende mit Fugen und Bündigkeiten, die Fuge der Frontscheibe sowie das Lochbild der linken und rechten Seite. „Meine Aufgabe war es, für alle Prüfmerkmale in ZEISS PiWeb einen aufschlussreichen Report aufzubauen. Und das ist wirklich schnell gemacht – so viel einfacher als früher. Ich kann interaktiv mit wenigen Klicks das ‚basteln‘, was die Kollegen in der Fertigung benötigen. Und was ist, wenn sich der Prüfplan ändert? „Wenn das Fertigungsteam ergänzende Funktionsmaße benötigt, z. B. wenn ein Werkzeug abgestimmt werden soll, dann kann ich den bestehenden Report ganz schnell anpassen – alles kein Problem“, so Dominik Koch.
Internationaler Rollout läuft vorbildlich
ZEISS ist ein Global Player wie Volkswagen – die Vorteile der weltweiten Präsenz von ZEISS zeigen sich auch beim Rollout. Innerhalb von 12 Monaten konnten 15 Werke mit ZEISS PiWeb bestückt werden – es fehlen nur noch zwei Standorte. „Die Mitarbeiter vor Ort sind wirklich sehr zufrieden, was auch an den guten Software-Schulungen liegt“, bestätigt Dr. Schwan.
Zukunftsvision: Nutzung der Daten für disruptive Geschäftsmodelle
Mit der Einführung von ZEISS PiWeb hat Volkswagen den Grundstein für ganz neue Auswertungsmöglichkeiten von Messdaten gelegt. „Hier können wir noch riesige Potenziale erschließen“, versichert Dr. Schwan. „Wir planen einerseits die Einbindung weiterer Bereiche und Nutzung der vorhandenen Out-of-Tolerance-Warnungsfunktion, aber auch ganz neue statistische Auswertungen und Korrelationsanalysen – alles automatisiert und über alle Werke synchronisiert.“ Schlussendlich sei sogar ein virtueller Meisterbock und ein virtuelles Cubing in der Cloud denkbar, d. h. eine vollständig virtualisierte Überprüfung und Funktionsanalyse von Montage- und Anbauteilen beim Anlauf einer neuen Serie und bei serienbegleitenden Analysen. „Aktuell müssen die Teile hierfür zunächst gefertigt und dann von Werk zu Werk transportiert werden. Man stelle sich nur vor, wie viele Ressourcen durch die Virtualisierung eingespart werden könnten – Materialien, CO2, Manpower.“ Der Automobilbau von morgen ist greifbar nah – und der Volkswagen Konzern dank PiWeb bestens dafür aufgestellt.