Grün, sicher, verantwortungsbewusst
Nachhaltigkeit in der Brillenglasproduktion
Klimawandel, Verschmutzung der Meere mit Plastik, Umwelt- und Artenschutz, verantwortungsvoller Konsum …. Ob als Verbraucher, Unternehmen oder Organisation: Wir alle sind mehr und mehr gefordert, unseren Ressourcenverbrauch und unseren ökologischen Fußabdruck zu überdenken. Und wie sieht das in der augenoptischen Industrie aus? Welche Antworten geben wir, wenn Brillenkäuferinnen und Brillenträger fragen, wo und wie Gläser, wie Fassungen hergestellt werden? Am Beispiel der Fertigung von organischen Rezept- und Lagergläsern bei ZEISS lässt sich zeigen, was heute bereits möglich ist und wohin die Reise geht.
Letzte Aktualisierung des Beitrags im März 2024
Dass gesetzliche Regelungen und Compliance-Regeln eingehalten werden, versteht sich von selbst. Öffentlich breit diskutierte Themen – Kinderarbeit, Feinstaub, krebserregende Substanzen – spielen für die Brillenglashersteller keine Rolle. Sehr wohl aber die Ökobilanz insgesamt und die Verantwortung für unsere gemeinsame Zukunft, der sich auch Unternehmen zu stellen haben.
Brillengläser werden in millionenfacher Stückzahl hergestellt, das gilt für Lager- und Sonnenbrillengläser genauso wie für individuell produzierte Rezeptgläser. Entsprechend großen Einfluss haben Materialverbrauch und Energie- wie Wassereinsatz auf die Ökobilanz auch der Brillengläser. Bei vielen Millionen Gläsern jährlich, welche die Produktionen in Amerika, Asien und Europa verlassen, summieren sich auch wenige Gramm pro Glas schnell zu eindrucksvollen Mengen.
Die „großen Sprünge“, die durch grundlegend neue Technologien möglich werden – vergleichbar dem Wechsel vom Verbrennungs- zum Elektromotor – hat die Brillenglasproduktion seit Einführung der Freiformtechnologie ab 2000 weitgehend bereits gemacht.
Drastisch reduzierte Bearbeitungszeiten beim „Schleifen“ bzw. in der Formgebung, die von mindestens 30 Minuten Dauer auf unter eineinhalb Minuten gesunken sind, ermöglichen enorm reduzierte Energie- und Wasserverbräuche beim Schleifen und Polieren von Brillengläsern. Wer einmal konventionelle Spindelmaschinen und eine moderne Freiformzelle gesehen hat, bekommt davon eine sehr eindrückliche Vorstellung. Jetzt geht es vor allem darum, das Potenzial für „grüner“ und „sicher“ in der Glasfertigung weiter auszuschöpfen – nicht mit dem Sprung nach vorn, dafür mit vielen Schritten, die sich zu eindrücklichem Fortschritt summieren.
Kontinuierliche Weiterentwicklung in vielen kleinen und großen Schritten
Bei ZEISS Vision Care werden unter dem Motto „Green, Safe, Responsible“ weltweit an allen Standorten mehr als 500 Initiativen gebündelt, um die Produktion und Logistik grüner zu machen. Sicherheit ist dabei ein Hygienefaktor, etwa beim weiteren Verzicht auf potenziell gefährliche Chemikalien oder der Gestaltung der Arbeitsplätze.
Als stiftungsgeführtes Unternehmen spielt die gesellschaftliche Verantwortung seit dem 19. Jahrhundert eine besondere Rolle, als Ernst Abbe 1898 als alleiniger Eigentümer von ZEISS die Carl Zeiss Stiftung gründete. Das Engagement für Nachhaltigkeit ist also in der Tradition des Unternehmens ZEISS verankert, es ist eine klare Erwartung des Alleinaktionärs und es entspricht den Erwartungen der Kunden von heute.
Nicht umsonst wird ZEISS von Kunden, Patienten und Partnern immer wieder gefragt, wie alle Mitarbeitenden des Unternehmens diese Verantwortung in die Praxis umsetzen.
Dabei setzt ZEISS auf den Effekt der vielen kleinen und großen Schritte.
Emissionsreduktion |
Der jährliche Nachhaltigkeitsbericht der ZEISS Gruppe gibt Auskunft über Leistungen und Ziele. Für 2022/23 wird berichtet, dass - im Vergleich zum Geschäftsjahr 2018/19 und bezogen auf die Wertschöpfung - bei ZEISS Vision Care die Kohlendioxid-Emissionen um 92 Prozent, der Energieverbrauch um 31 Prozent, der Wasserverbrauch um 30 Prozent und der Abfall um 14 Prozent reduziert wurde. |
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Standortaktivitäten |
ZEISS Vision Care trägt seit 2017 mit der Initiative "Green, safe, responsible", die aus mehr als 500 Einzelaktivitäten an jedem Standort und in der gesamten Wertschöpfungskette besteht, zu den Nachhaltigkeitsleistungen von ZEISS bei. |
Verpackungen |
Eine neue und standardisierte Verpackung der Halbfabrikate spart seit 2018 pro Jahr 68 Tonnen Papier ein. Dafür müssten immerhin 1.600 Bäume gefällt werden. Nebeneffekt: Auch auf 2,1 Tonnen Farbe kann verzichtet werden, da die Verpackung nicht mehr bedruckt wird. Mit Lieferanten aus der Industrie arbeitet ZEISS daran, auch in Zukunft die Ökobilanz bei Verpackungen weiter deutlich zu verbessern. |
Plastikeinsparung |
Der Verzicht auf die traditionell eingesetzten Plastik-Cups zum Schutz der Halbfabrikate trägt mit 260 Tonnen eingespartem Kunststoff zur grüneren Bilanz bei ZEISS Vision Care bei. Das wären dann schon 13 Millionen Plastiktüten, für deren Herstellung 650.000 Liter Erdöl nötig wären. |
Wassereinsparung |
Wasser wird vor allem für Kühlung und zur Reinigung im Herstellungsprozess gebraucht. Die Wasseraufbereitung – Reinigung, Herausfiltern von Kunststoffresten und Mikropartikeln, Neutralisierung von Reinigungswasser – ist Standard in der modernen Brillenglasproduktion. Selbstverständlich wird das Wasser nach der Verwendung in der Produktion aufbereitet und gereinigt. Gleichzeitig arbeitet ZEISS Vision Care daran, seinen Wasserverbrauch weiter zu senken. Im Jahr 2022/23 wurden Wassersparmaßnahmen umgesetzt, die 132,5 Millionen Liter pro Jahr einsparen - genug Trinkwasser für mehr als 130.000 Menschen. |
Strombilanz |
Mit 100 Prozent Ökostrom vermeidet ZEISS Vision Care jährlich 100.000 Tonnen Kohlendioxid-Emissionen, und durch Energieeffizienz-Projekte wurden allein im Jahr 2022/23 5,8 GWh eingespart - das entspricht dem Energieverbrauch von 18.000 Haushalten in Deutschland. Dazu wurden 4.200 Tonnen Abfall im letzten Geschäftsjahr recycelt - um diese Menge zu transportieren, bräuchte es 152 Standard-Schiffscontainer. |
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Supply-Chain |
Mehr See- statt Luftfracht, Integration von Nachhaltigkeitsthemen in Lieferantenverträgen, „trockenes“ Einschleifen… an Ideen und konkreten Projekten mangelt es auch für die nächsten Monate nicht. Dabei erweist sich Teamarbeit wieder einmal als essentiell und effektiv. |
Kunststoffeinsatz bei Halbfabrikaten |
Eine Herausforderung für eine umweltbewusste Fertigung organischer Gläser war und ist der Kunststoffeinsatz, sind doch die Halbfabrikate bisher vergleichsweise dick und damit entsprechend der Monomerbedarf hoch. Neu entwickelte Halbfabrikate bei ZEISS sind bis zu 65 Prozent dünner, wiegen oft nur noch die Hälfte, und der Kunststoffeinsatz pro Glas ist damit drastisch geringer. Für eine solche Änderung sind Optikdesigner, Technologen, Fertigungsexperten, IT, Logistiker und weitere Experten gefragt, damit die Umsetzung in einem komplexen Produktionsnetzwerk ohne Störungen für Kunden erfolgen kann. |
Wiederverwendung von Kunststoff |
Auch die Wiederverwendung von Kunststoff, der nach der Formgebung übrigbleit, ist möglich: Bei Polycarbonat durch Einschmelzen und Nutzung für Gussteile, während das Granulat anderer Materialien wie CR39, das nicht eingeschmolzen werden kann, zunehmend in anderen Branchen wiederverwendet wird. |
Ernst Abbes Erben
Alle Initiativen bei ZEISS Vision Care binden hunderte Mitarbeiter direkt ein. Im Ergebnis stellen sie den Beitrag der Augenoptik zur Erreichung der anspruchsvollen Nachhaltigkeitsziele für die ZEISS Gruppe dar. Spezifische Reduktionsziele sind klar festgelegt: Keine CO2-Emissionen bei all unseren Aktivitäten bis 2025, weniger Energieverbrauch, deutliche Verringerung des Wasserverbrauchs und des Abfallaufkommens, mehr Kreislaufwirtschaft, mehr Wert für die Gesellschaft.
Klimawandel, Verschmutzung der Meere mit Plastik, Umwelt- und Artenschutz, Engagement für verantwortungsvollen Konsum und sichere Arbeitsplätze wie Lieferketten – mit „Green, Safe, Responsible“ arbeitet ZEISS Vision Care erfolgreich daran, die unternehmerische Verantwortung Tag für Tag unter Beweis zu stellen. Die Anliegen der von Ernst Abbe 1889 ins Leben gerufene Carl Zeiss Stiftung – bis heute 100-prozentiger Eigentümer der Carl Zeiss AG und der SCHOTT AG – finden damit auch in den einzelnen Geschäftsbereichen bei ZEISS direkten Ausdruck.
Nachhaltig sozial
Zum lebendigen Erbe Ernst Abbes gehört seit über 130 Jahren das soziale und gesellschaftliche Engagement. Für die augenoptische Industrie ist heute eine der drängendsten sozialen Herausforderungen der Fakt, dass viele Millionen Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern keinen Zugang zu augenoptischer und augenmedizinischer Versorgung haben.
Auch für mehr augenoptische Versorgung in der Welt engagiert sich ZEISS Vision Care in vielfältiger Weise und unterstützt zum Beispiel große Initiativen wie Christoffel Blinden-Mission, Optometry Giving Sight und Free Lunch Fund, aber auch lokale Projekte.
Mit dem Aloka Vision Programme hat ZEISS ein Programm für mehr augenoptische und medizinische Betreuung im ländlichen Indien und den SAARC-Ländern aufgelegt, mit dem Monat für Monat bis zu 80.000 Menschen erstmals Sehtests erhalten und bei Bedarf mit Brillen oder augenmedizinisch versorgt werden. Das Social Business-Modell in Zusammenarbeit mit lokalen und regionalen Nicht-Regierungsorganisationen und Stiftungen, Augenkliniken und Optometrieschulen wird von einem engagierten Team von Optometristen in Bengaluru umgesetzt. Das Aloka Vision Programme konzentriert sich auf eine lokale, nachhaltige Versorgung: ZEISS Optometristen unterstützen lokale Organisationen beim Aufbau einer augenmedizinischen Grundversorgung. Die Gewinne aus dem Verkauf der Brillen kommen den lokalen Partnern zugute.
Zur Nachhaltigkeit in diesem Gebiet zählt auch, die Ursachen für fehlende Augenoptik in Angriff zu nehmen. Der Aufbau von lokalen Strukturen für eine Basisversorgung, Training und Ausbildung vor Ort sowie die Etablierung von Geschäftsmodellen, mit denen Partner stabile Umsätze generieren, gehören dazu. Aber auch Initiativen wie das Aloka Vision Programme erreichen nicht alle Zielgruppen. Für benachteiligte Kinder wie Waisen, Slumkids oder die Kinder von Wanderarbeitern ist vor allem eine kostenlose Versorgung wichtig. Mit dem gemeinnützigen Verein Miracle of Sight engagieren sich ZEISS Mitarbeiter direkt, sammeln Spenden und organisieren Programme, die auch hier helfen, gutes Sehen für alle zu möglich zu machen.
Die Augenoptik wird grüner und verantwortungsvoller
Nicht nur ZEISS Vision Care - viele Akteure der augenoptischen Branche versuchen, nachhaltig zu handeln. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ökologisches und soziales Bewusstsein auch beim Brillenkauf verstärkt ein Kaufkriterium darstellt. Brillenfassungen aus recyceltem Plastik oder abbaubaren, organischen Materialien wie Holz genießen steigende Popularität. Und wie für alle Unternehmen gehören soziales Engagement und Nachhaltigkeit auch für Hersteller von Instrumenten und Brillengläsern nicht allein zum guten Ton, sondern zur unternehmerischen Strategie.
Augenoptikerinnen und Augenoptiker, Fachleute aus Optometrie und Ophthalmologie unterstützen die augenoptische Versorgung in unterversorgten Gebieten Afrikas, Asiens und Lateinamerika. Vielen Tausend Menschen profitieren jährlich von diesem Engagement.
Es ist an der Zeit, das vielfältige Engagement der Branche offensiver zu kommunizieren. Als Ermutigung für alle, die sich für eine grüne und verantwortungsvolle Augenoptik engagieren, als Antwort auf die zunehmenden Fragen von Kunden, Partnern, Talenten nach dem konkreten Engagement für die Zukunft – und selbstbewusst als ein Kriterium für Verbraucher, die auch beim Brillenkauf Wert auf verantwortungsvolle Anbieter legen.
ZEISS unterstützt den Earth Day, den World Sight Day und organisiert regelmäßig Workshops und Veranstaltungen zu Nachhaltigkeitsthemen, um zu diesem Ziel beizutragen. Um für eine nachhaltige Zukunft zu arbeiten, das Klima und die Natur zu schützen und einen Mehrwert für die Gesellschaft zu schaffen. Um einen Beitrag zu den Sustainable Development Goals der United Nations (UN) zu leisten, brauchen wir alle Hände an Deck. ZEISS kommt diesem Aufruf nach.
Den vollständigen und aktuellen Nachhaltigkeitsbericht der ZEISS Gruppe finden Sie hier:
Nachhaltigkeit bei ZEISS – eine Idee, drei Fokusfelder.