„Kinderaugen brauchen mehr Schutz“
Augenarzt im Interview zur UV-Strahlung.
Eltern wissen das: Auch wenn unsere Kleinen beim Spielen im Freien meist unverwüstbar wirken, sollte man Kinder immer vor schädlichen Umwelteinflüssen schützen. Als besonders gefährlich gilt eine übermäßige Belastung der Haut durch die UV-Strahlung der Sonne. Sie kann zu schmerzhaftem Sonnenbrand und als Spätfolge im Erwachsenenalter sogar zu Hautkrebs führen, weshalb sogar das Bundesamt für Strahlenschutz vor UV warnt.
Für viele Eltern ist es deshalb selbstverständlich, ihren Nachwuchs mit breitkrempigen Hüten, langärmeliger Kleidung und Sonnencreme vor UV-Strahlung zu schützen. Eins wird aber leider noch viel oft vergessen: Auch die Kinderaugen brauchen besonderen Schutz. Warum das so ist, erklärt Dr. Michael Petrak, Facharzt für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Bonn, in diesem Interview.
Herr Dr. Petrak, wie unterscheiden sich die Augen von Kindern und Erwachsenen und was bedeutet das für UV-Empfindlichkeit?
Die kindliche Augenlinse ist noch viel heller und klarer als die von Erwachsenen, die Pupille ist größer. So gelangt mehr UV-Strahlung ins Auge. Auch ist die Blend-Empfindlichkeit bei Kindern meist erhöht und ihre Augen brauchen mehr Schutz.
Hat das Auge im Kindesalter schon eigene Schutzmechanismen?
Augenlinse und Hornhaut können einen Großteil der UV-Strahlung filtern. Zusätzlicher Schutz ist dennoch wichtig! Das bedeutet: Schattenplätze aufsuchen, eine Kopfbedeckung tragen und bei fehlsichtigen Kindern auf eine Brille mit zertifiziertem UV-Schutz achten – das gilt sowohl für die Sonnenbrille als auch für die Alltagsbrille.
Bei Erwachsenen gilt der „Sonnenbrillen-Standard“ UV-400 als sicher. Brauchen Kinderaugen einen höheren UV-Schutz?
Nein. Gläser mit der Kennzeichnung „UV-400“ filtern die gesamte UV-Strahlung bis 400 Nanometer ausreichend heraus und erfüllen die Anforderungen des Strahlenschutzes. Das gilt für Kinder- wie auch für Erwachsenenaugen. Klare Brillengläser mit integriertem UV-Schutz bieten guten Zusatznutzen.
Achten Sie beim Kauf einer Brille auf jeden Fall auf die richtige Kennzeichnung, alle in Deutschland vertriebenen Sonnenbrillen müssen über das CE-Zeichen und damit über einen ausreichenden UV-Schutz verfügen. Ein dunkel getöntes Glas allein ist noch kein UV-Schutz. Die dunkle Tönung mindert nur die Blendung, filtert aber keine Strahlung. Lassen Sie sich beim Augenoptiker beraten.
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Welche Langzeitschäden können durch UV-Strahlung am Auge entstehen?
Erkrankungen wie der Graue Star schreibt man auch der UV-Strahlung zu. Es ist klar, die Strahlung ist hier mitverantwortlich, aber nicht die einzige Ursache. Auch verschiedene Krebsformen oder Veränderungen der Linsenoberfläche hängen mit der UV-Strahlung zusammen.
Nur: Oft kann man nicht sagen, ob die UV-Strahlung die Ursache war. Es gibt keine Krankheiten am Auge, die eindeutig durch UV ausgelöst werden, wie das zum Beispiel beim Hautkrebs der Fall ist. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass eine Strahlungs-Belastung in der Kindheit Auswirkungen auf eine Augenerkrankung im Alter hat, wie zum Beispiel den Grauen Star oder die Altersbedingte Makuladegeneration (AMD).
Herr Dr. Petrak, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Dr. Michael Petrak
Facharzt für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Bonn