Brillengläser aus Kunststoff oder Glas
Welches Material für wen? Wer sich im Vorfeld schlau macht, sieht besser
Diese Grundsatzfrage stellt sich bei jedem Kauf einer Brille: Brillengläser aus Kunststoff oder Glas? Stabil soll die Sehhilfe sein, schön, robust, bequem - und schließlich auch leicht zu tragen. Bei beiden Materialvarianten gilt: Welche für wen am besten geeignet ist, hängt von individuellen Faktoren wie persönlicher Sehstärke und Tragegewohnheit ab.
Brillengläser aus Glas (mineralische Gläser)
Brillengläser aus Glas – der Fachmann spricht von mineralischem Glas – waren früher die Regel, werden aber auch heute noch gerne aufgrund ihrer außergewöhnlichen Kratzfestigkeit verwendet. Zudem sind sie für den Endkunden günstiger als vergleichbare Kunststoffe. Bei starker Fehlsichtigkeit ermöglichen sie außerdem eine Korrektur mit verhältnismäßig dünnen Gläsern – ein nicht zu unterschätzender ästhetischer Aspekt.
Auch bei Bifokal- oder Trifokalgläsern empfiehlt sich mineralisches Glas, da es verschiedene Materialien problemlos miteinander verschmelzen kann und somit keine spürbare Trennkante entsteht. Grundsätzlich gilt das Material durch seine höhere Dichte als optisch reiner, die Gläser wirken klarer und sind weitgehend frei von störenden Farbsäumen (der sogenannten Dispersion).
Trifft Licht auf ein Brillenglas, wird es gebrochen und in seine Bestandteile zerlegt. Es entsteht ein störend-sichtbares Farbspektrum, ähnlich einem Prisma. Dieser Effekt nennt sich Dispersion, und wie stark er auftritt, ist abhängig von der Beschaffenheit des verwendeten Materials: höherwertiges Material = geringere Dispersion. Gemessen wird der Farbsaum-Effekt anhand der sogenannten Abbe-Zahl: je höher die Abbe-Zahl für ein Brillenglasmaterial, desto geringer die Dispersion.
Vorteil mineralisches Glas: Selbst bei identischer Brechzahl zu Kunststoffgläsern entstehen hier deutlich schwächere Farbsäume.
Je größer der Brechzahlbereich (auch Brechungsindex genannt) eines Brillenglasmaterials, desto dünner das fertige Glas. Bei hohen Dioptrienwerten ist es daher ratsam, auf Brillenglasmaterial mit einem höheren Brechungsindex auszuweichen, um die Dicke der Gläser und somit das Gewicht der Brille zu reduzieren. Beispiel: Ein Glas mit einem Brechungsindex von 1,6 ist im Vergleich zu einem von 1,5 bei identischem Dioptrienwert immer dünner.
Mineralisches Glas ist hier eindeutig im Vorteil: Dessen Brechzahlbereich rangiert von 1,5 bis 1,9, der von organischem Glas (= Kunststoff) hingegen lediglich von 1,5 bis 1,74. Hinzu kommt, dass mineralisches Glas eine höhere Dichte aufweist als Kunststoff.
Die Folge: Selbst bei gleichem Brechungsindex sind Brillengläser aus Glas immer dünner als solche aus Kunststoff – dafür allerdings auch wesentlich schwerer.
Gläser aus Kunststoff – nur für Kinder und Sportler?
Kunststoffgläser – auch organisches Glas genannt – werden heute für sämtliche Brillenvarianten verwendet, gelten zudem als besonders geeignet für Sport- und Kinderbrillen.
- Sie sind sehr leicht, dadurch angenehm zu tragen
- und besitzen eine hohe Widerstandsfähigkeit – je nach Material um das 100-fache höher als bei Glas.
- Außerdem sind sie sehr beständig gegen Funkenflug (etwa durch Feuerwerk, Lagerfeuer oder Schweiß- und Schleifarbeiten) und können nicht splittern – ein großer Sicherheitsgewinn in vielen Alltagssituationen.
Nachteil: Kunststoffe sind im Vergleich zu Mineralgläsern nur wenig kratzfest, folglich empfindlicher und pflegebedürftiger. Abhilfe schaffen hier spezielle Beschichtungen, die z. B. Schmutz abweisen und das Material härten (beispielsweise ZEISS DuraVision Platinum).
Vorteil Kunststoff: Während mineralische Gläser nur in einigen wenigen Farben und mit verhältnismäßig hohem Aufwand getönt werden können, lassen sich Kunststoffgläser bequem mit nahezu allen Tönen bearbeiten. Für wen die Brille also Mode-Accessoire mit bunten Gläsern sein soll – hier ist Kunststoff als Material die erste Wahl.